davaidavai #108
Subjektive Lieblingslinks aus Gerald Hensels Connected Marketing Blase. 100% AI-frei, spitz kommentiert & mit sehr viel Liebe verschickt. Das alles ist privat hier.
Guten Morgen zu davaidavai 108,
selbst in Hamburg schiebt sich ab und an im Jahr die Wolkendecke beiseite und die Sonne lächelt gnädig auf uns herab. Kurz bevor ich heute wieder die Füße zu meiner Tochter ins Planschbecken packe, habe ich meine Lesezeichen der letzten zwei Wochen nochmal in Form dieses Newsletters gebracht.
Nach wie vor gilt: AI dominiert als Thema komplett alles und es scheint mittlerweile mehr AI Newsletter, Linklisten und Podcasts geben als Anwendungen. Wenn ich den Versuch unternehme, zu kategorisieren, ob ein Link eher in meine Kategorie AI oder z.B. Content gehört, merke ich, dass die Grenzen zunehmend verschwimmen: AI ist in allem drin.
Mein persönliches Lieblingsthema “Marken mit Haltung” gewinnt gerade in so konfliktreichen Zeiten immer mehr an Gewicht. Vor ein paar Jahren reichten dazu noch dumm gesetzte Banner auf Menschenhasser-Websites, um sich in die Nesseln zu setzen. Mittlerweile toben die Culture Wars überall. Marken haben keine Chance mehr, keine gesellschaftliche Haltung zu haben - gleich, ob sie das zur Prime Time in einen Werbespot packen oder nicht.
Dazu passen auch meine Ankündigungen in eigener Sache, denn aktuell bin ich recht viel unterwegs:
In meinen zwei Identitäten als Managing Partner bei superspring spreche ich am nächsten Dienstag bei der Hamburg School of Ideas über das “Next Good Thing” (anmelden geht hier noch kostenlos). In meiner zweiten Identität als Co-Founder von HateAid habe ich letzten Montag auf der Republica mit meiner HateAid-Mitgründerin Anna-Lena von Hodenberg (GF von HateAid) eine Session zum Thema NGO-Finanzierung gehalten, bei der in DE einiges im Argen liegt. Den Video-Vortrag “Nur noch kurz die Welt retten” habe ich hier kommentiert verlinkt. Last but not least “in eigener Sache”: Meine Laudation auf meine Ausbildungsagentur WOB, die dieses Jahr 50 geworden ist. “In weiter Verne so nah” - ein tief empfundenes Dankeschön an eine Firma, ohne die ich nicht der wäre, der ich heute bin (Link hier).
So, und jetzt wünsche ich ein sonniges Wochenende und viel Spaß mit davaidavai 108.
Gerald
P.S. Das Teilen dieses Newsletters mit Freund:innen/Kolleg:innen ist ausdrücklich erwünscht.
P.P.S Feedback geht hier im Chat
Eins vorweg: RP23 auf Youtube
Ich bin seit der ersten Republica 2007 begeisterter Republica-Fan. Die Konferenz veränderte sich, wurde größer, machte auch Fehler. Aber in für mich neuer Location zeigte die RP:23 letzte Woche mal wieder, was sie kann und wo sie stark ist: In der Schnittstelle aus Digitalem, Kultur- und Gesellschaftspolitik. Die Videos der Vorträge der Republica sind jetzt draußen. Ich kann nur wärmstens empfehlen, mal durchzuscreenen.
Zu den Videos der RP:23 Vorträge
Strategien
Content rund um die größeren Linien im Marketing und in Organisationen und wie man über sie nachdenken kann (aber nicht muss).
Creator Brands: Wo Gesichter das neue Logo sind (Branding Mag)
Kaum Purpose, kaum Markenmodelle: Creator Brands sind nur um Ego, Gesicht und die sozialen Medien von Menschen herum gebaut und wollen auch nicht viel mehr sein. Branding Mag über eine neue Kategorie Marken, die wir alle kennen, aber die bisher kaum definiert sind. 🕺
100 Things A Planner Should Know (BBH)
Vorletzte Woche, in davaidavai 107, zitierte ich schon aus dem grandiosen und wahren BBH Artikel ‘50 Things I Have Learned In Ad Agencies’. Nicht unterschlagen will ich Chaz Wigleys “100 Dinge, die ein/e Planner:in wissen sollte”. Auch das ist alles wahr. 🤞🤞🤞
“We Killed Advertising” (The Drum)
Uncommon Studios Gründer Nils Leonard mit einem Text, der zu Recht das Ende einer Industrie betrauert, die sich selbst verloren hat. Irgendwie zwischen endlosen Diskussionen über Vergütungsmodelle, Programmatic und Cannes ist etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfen.
Philip Morris beerdigt die Tabakzigarette (Welt)
Es ist nicht so, dass ich besonders traurig darüber bin, aber ich finde es schon bemerkenswert, wie still und heimlich das Ende von Marlboro und Co Realität wurde. Philip Morris hat gerade die Marke Marlboro 🚬 beerdigt - eine todbringende Marke, die auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Und trotzdem eine Marke, die vielen von uns als “ikonische” 1980er Marke Branding beigebracht hat.
Insights
Aktuelle Studien und Reports, die hoffentlich etwas schlauer machen.
Dentsu Ad Spend Report 2023 (Dentsu)
3,3% Media Wachstum dieses Jahr, 4,7% Wachstum nächstes Jahr. An sich empfinde ich persönlich wenig Leidenschaft, wenn ich an Media Spendings denke. Allerdings sind diese Zahlen natürlich immer relevante Indikatoren, wie es der Wirtschaft generell und dem Marketing insbesondere geht.
Ideas
Kreativkonzepte und Ideen, die ich in den letzten Tagen gut fand.
Match.com: “Adults Wanted” (The Drum)
Wer im 21. Jahrhundert schon mal Single war, kann unter Umständen nachvollziehen, dass eine Dating-App mit der Positionierung “Adults Date Better” Sinn macht. 👻 💀 ☠️ Match.com stresst das - wie ich finde - gerade ganz gut mit einer schönen, einfachen, sichtbaren Kampagne. Als Ex-Texter stehe ich ja auf diese schön altmodischen Aktivierungen, bei denen man noch was lesen darf.
Cannes Kandidaten aus aller Welt (Contagious)
Truth be told: Ich war nie ein großer Fan des Award-Zirkus. Einen Vorteil haben Cannes & Co. aber. Wenn man Kommunikation mag, bietet sich zumindest die Chance ein paar tolle Ideen aus aller Welt zu sehen. Das von Contagious gefeierte Dutzend guter Ideen kann man sich auf jeden Fall gut angucken. ✨
Video (#LastLonelyMenopause)
Die Menopause mit all ihren Folgen wird aktuell gerade viel beachtetes Marketingthema. Das Pharmaunternehmen TENA hat hier einen Aufschlag gemacht, den ich nicht nur aus Kreativ-Gesichtspunkten sondern primär wegen seiner Tonalität spannend finde. Denn Menopause war nie ein Thema bis es plötzlich DAS Thema wurde. Eine Frau, die das Thema schon ganz früh anführte, ist übrigens Susanne Liedtke mit Nobodytoldme (ein Wort, das auch in dem Spot häufiger vorkommt). Wer zu dem Thema Wechseljahre Infos oder Partner:innen braucht: Go there.
Design
Aktuell für gut Befundenes rund um Design, Designer:innen und alles dazwischen.
Wie brandet man eine Stadt? (Its nice that)
Ich hatte mal das Glück, eine Weile in Amsterdam leben zu dürfen. Nie zuvor ist mir in meinem Leben City Branding wirklich konsistent aufgefallen. Vom Briefkopf der Stadtverwaltung bis hin zur Plakette auf dem Denkmal in der Nachbarschaft war alles durchdesignt. Itsnicethat hat einen großartigen Artikel zur Rolle von City Branding publiziert und das schön anhand einiger toller Beispiele illustriert.
Wahnsinnig gut gestaltete AI-generierte QR Codes (reddit)
Über Sinn und Unsinn schöner QR Codes kann man ja streiten, aber ein/e Reddit User:in hat mit Stable Diffusion QR Codes AI-generieren lassen und damit ganz neu in Designs integriert. Die Dinger funktionieren und sehen super aus.
Craft Beer Design (Punch)
Mir war nicht klar, dass es Menschen mit einer sehr klaren Meinung zum Design von Craft Beer Dosen gibt, aber es gibt sie. TLDR: Craft Beer Dosen Design musste sich eine ganze Weile sehr klar von “normalem Bier” 🍻 unterscheiden, um seinen Premium Preis zu rechtfertigen. Das ist zwar immer noch so: Aber das Design des “Hipster Biers” ist mittlerweile eher sophisticated statt laut. Ausflug in eine Nische, die ich mag.
Marken mit Haltung
Nein, das ist nicht woke. Das gehört so.
Ben & Jerrys beendet Paid Media auf twitter (Ben & Jerrys)
“The Atlantic” nannte das schöne neue Twitter unter Elon Musk ein “rechtsextremes Social Network”. Durch die Amnestie von gebannten User:innen und die neue “Politik” in Sachen Hatespeech sei Twitter nicht mehr von Trumps Netzwerk Truth Social oder Parler unterscheidbar. Ben & Jerrys sieht das genau so. Ganz weg von twitter will man wohl nicht. Aber Geld zahlen an Elon Musks Clownshow will man auch nicht.
Case: Die inklusive Strategie hinter Disneys “Little Mermaid” (Adage)
Dass inklusive Marken nicht nur einfach eine Frage netter PR-Artikel sind sondern sich um konkrete Strategien und Taktiken drehen, zeigt dieses Beispiel ganz gut. In der Neuverfilmung von Disneys “Die kleine Meerjungfrau” 🧜♀️ wird Arielle von der jungen schwarzen Schauspielerin Halle Bailey gespielt. Bewusst inklusiv geschrieben soll auch die Marketingstrategie zum Film gezielt schwarze Zielgruppen einladen. Interessanter Case.
Momentaufnahme
New York City ist durch Klimawandel-bedingte Waldbrände in Kanada in den letzten Tagen zur Stadt mit der schlechtesten Luftqualität der Welt geworden. Ach, und Diablo 4 ist auch raus.
Culture Wars bei Aktionärsversammlungen (Wall Street Journal)
Ein paar Jahre ist es her, dass Markenverantwortliche noch dachten, dass eine Marke mit gesellschaftlicher Haltung eine Art Add-on ist. So wie man damals dachte, dass man das Internet An oder Aus machen kann, um Reputationsrisiken zu vermeiden. Das ist nicht so: In den USA mutieren Shareholder-Meetings mittlerweile zu Showdowns für Aktivist:innen jeglicher Couleur. Good & Bad News: Marken müssen sich gesellschaftspolitisch Rückgrat zulegen. Wer dazu reden will. 🙋♂️
AI Creativity
Was geht gerade in Sachen generativer AI-Kreativität? Wer hier mehr lesen will, kann unsere kontinuierlich erweiterte AI Liste bei superspring durchforsten.
Wie funktioniert ChatGPT und warum funktioniert es? (Stephen Wolfram)
Der bekannte britische Physiker und Mathematiker Stephen Wolfram hat einen sehr lesenswerten Artikel verfasst, in dem er uns nahe bringt, wie ChatGPT eigentlich wirklich funktioniert. Super Text, der auch meinem sophisticated Halbverständnis auf die Sprünge geholfen hat.
Vermeer goes Nike (Tiktok)
Ein schnelles, unterhaltsames Beispiel wie aus dem “Mädchen mit den Perlenohrringen” ein Nike Ad wird.
Six Podcasts to Make Sense of AI (NY Times)
Gute Liste mit Podcasts, die ich auch noch nicht kannte. Zugegeben: Wir werden ja alle erschlagen von Podcasts. Insofern muss man auch hier vorsichtig auswählen, um nicht komplett die Übersicht zu verlieren.
Gibt es AI Kreativität? Und wenn ja, was ist es? (Gizmodo)
Weite Teile der Diskussion um den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Kreativwirtschaft drehen sich um die Frage, ob wir im Falle Künstlicher Intelligenz überhaupt von einer Kreativleistung sprechen können. 🤖 Chloe Preece argumentiert, dass AI-basierte Kreativität klar kreativ ist, aber einen neuen menschlichen Kreativitätsbegriff braucht.
Content und UX (Strategien)
Wie wir warum Inhalte schaffen und wie sich die Theorie dahinter entwickelt.
UX Case Study von The Atlantic (The Atlantic auf Medium)
The Atlantic stellte fest, dass seine Leser:innen nicht nur gerne bestimmte Kategorien lasen sondern eben auch bestimmte Autor:innen. Den UX-Redesign- und Usability-Testing Prozess haben sie hier beschrieben.
“The Button” (Oneusefulthing)
Die wahnsinnig vielen Möglichkeiten, die uns generative AI mitgibt, hat Google in einem praktischen Button 🖲 in Google Docs schön auf den Punkt gebracht. “Help Me Write” steht auf dem Button. Und er tut genau das: Autor:innen beim Kampf gegen die leere, erste Seite helfen.
Plattformen
Subjektiv Lesenswertes aus der Welt von Big Tech.
Whatsapp launcht One-to-Many Plattform (Gizmodo)
Das ist mal ziemlich interessant. Völlig unter dem Radar baut Meta Whatsapp zu einem abonnierbaren Kanal und damit faktisch zu einem nutzbaren Social-Network-Messenger-Hybrid um. Das, und der parallel stattfindenden Launch von Metas Twitter Rivalen deutet auf eine Social Media Renaissance im Hause Zuckerberg hin. Muss ja nicht schlecht sein. Vor allem, wenn man die nächste Nachricht liest. 👇
Twitters Werbeeinkünfte sinken um 59% (Engadget)
Scheinbar stehen Werbetreibende doch nicht ganz so sehr auf toxische Hater und organisierten russischen Infowar. 🧐 Elon Musks 44 Milliarden Dollar Investition hat gerade mehr als die Hälfte ihrer Werbeerlöse verloren. Mal schauen, ob das durch den Verkauf blauer Haken kompensiert werden kann. Persönliche Hoffnung: Dass dieses Twitter möglichst bald gegen die Wand fährt.
Geschichte(n)
Alles, was ich total interessant fand und was sonst in keine Kategorie passt.
News aus dem AI-generierten Ende von Karrieren (Washington Post)
Bisher konnten sich gut bezahlte Menschen immer noch halbwegs darauf verlassen, dass die nächste Automatisierungswelle nicht sie selbst trifft. AI hat auch das durcheinander gewirbelt. Entlassungen treffen zum ersten Mal in Masse Menschen in gut bezahlten Jobs. Die Washington Post trifft Leute, die gerade noch Konzepte geschrieben haben und jetzt Hunde Gassi führen. 🐶
Weird Old Food (Instagram)
Die Siebziger waren das Zeitalter des Party Foods. Unsere Eltern (und mittlerweile schon Großeltern) saßen gerne Mal rauchend und Cognac trinkend in Partykellern und aßen Partyfood, das zum Teil “Themen” hatte und nach modernem Essverständnis extrem seltsame Zutaten hatte.
The Fashion of Spandau Ballet (Messy Nessy)
Wenn man so supersuperalt wie ich ist 😭, wie ich, erinnert man sich noch an Spandau Ballet. Ich auch aus zwei Gründen. Grund 1: Sänger Tony Hadley wurde Mitte der 80er in der Formel 1 gefragt, warum sie den Namen einer deutschen Stadt im Titel tragen. Darauf antwortete er: “Keine Bedeutung, wir könnten auch Gummiklöschen heißen.” (Das fand ich megacool) Grund 2: Weil ich wirklich gerne “Gold” an Karaoke Abenden singe. Die New Romantics waren in den 80ern der Inbegriff von Popper Look. Und darüber muss man heute halt sprechen.
David Bowies erster TV-Auftritt 🤔
"Die Rebellion der Langhaarigen ist in vollem Gange", ätzt BBC-Moderator Cliff Michelmore. Wir schreiben das Jahr 1964, und Michelmoore moderiert eine Sondersendung von BBC Tonight, die sich mit dem damals neuen Phänomen von Männern mit langen Haaren beschäftigt. Eingeladen sind Vertreter der neu gegründeten Society for the Prevention of Cruelty to Long-Haired Men (Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeiten an langhaarigen Männern) mit ihrem Sprecher, dem 17-jährigen David "Davy" Jones aus Plaistow Grove, Bromley, auch bekannt als David Bowie. Es wird sein erster von vielen TV-Auftritten.
Das war’s für heute. Wer davaidavai mag, darf diesem Newsletter sehr gerne ein Internetherzchen geben (wer freut sich nicht über Internetherzchen). Wie immer gilt: Ich freue mich immer über Feedback unten im bereits erwähnten, davaidavai Chat. Wer mir generell auf Substack folgen will, kann das hier tun. Auf LinkedIn findet man mich hier. Und wer davaidavai mit Freund:innen teilt, kommt sowieso in den Himmel.