davaidavai #167
Geralds Marketing & Gedöns Link-Favoriten aus zwei Wochen.
Guten Morgen zu davaidavai #167,
ich mache es heute kurz: Ich hatte gestern Geburtstag und bin allen Ernstes 50 geworden. Unfassbar, oder?
Glücklichweise hatte ich einige Freund:innen da, die mich zu diesem ernsten Anlass aus den Vierzigern rausbegleitet haben. Und das macht einiges einfacher. Realität ist aber auch, dass das, was ich mir über die große 5 ausgemalt habe, gar nicht so ist. Mehr Bewegung und Dynamik hatte ich nie in meinem Leben, und das ist toll. Oder um es in den Worten meines Ex-Arbeitgebers Neue Digitale zu sagen: Never Stop. Denn darum geht’s. In allen Bereichen.
Und stoppen tut auch dieser Newsletter nicht. davaidavai 167 kommt diese Woche wieder mit einem handgelesenen Mix an super Strategie-Links, ein paar tollen Kampagnen, viel Content-Marketing und - irritierenderweise - ein paar echt nützlichen Links zu Newsletter Marketing. Wir erfahren etwas über All-You-Can-Eat Exorzismus, Bieber und was aus Nirvana hätte werden können, wenn sie nur Pop gemacht hätten. Und wir fragen uns, wann endlich Nummer 168 kommt.
Ich kann es euch sagen: In zwei Wochen.
Viele Grüße aus der 50.
Gerald
P.S. Diesen Newsletter darf man explizit weiterempfehlen.
P.P.S. Guckt euch “Babo” und “House of Dynamite” auf Netflix an. Beide sind sehr gut.
Strategien
Wie man Marken baut und sie langfristig erfolgreich aufstellt
Zehn Strategie Learnings aus zehn Jahren (Alex M H Smith)
🧠 Alex M H Smith – der auch das sehr gute No Bullsht Strategy* geschrieben hat – hat die blauen Flecken, die er sich in seiner Strategie Arbeit geholt hat, in eine Liste gepackt. Das Ganze erinnert daran, dass gute Strategie selten glänzt, sondern oft einfach weh tun muss.
Customer Value Means Business Value (Helge Tennø / Medium)
💛 Ich liebe Helge Tennø. Der Stratege erklärt hier den Business-Wert eines simplen Venn-Diagramms: Dort, wo sich Kundenbedürfnisse und Unternehmensziele überschneiden, entsteht echter, nachhaltiger Wert. Oder wie Mercks CEO Kenneth Frazier sagte: Customer value is business value.
Narrative Produkte (Mark Raja / UX Design)
🧩 Manchmal stiftenGeschichten Sinn. Mark Raja zeigt, warum Produkte mit Bedeutung länger leben: Menschen kaufen keine Features, sie kaufen Narrative, die zu ihrer Identität passen. Apple verkauft „Think Different“, Nike verkauft „den Athleten in dir“. Wer eine Geschichte hat, wird Teil des Lebens seiner Kund:innen.
Wandel
Über die großen Transformationen unserer Zeit
Ein paar Stimmen zu DDB (B&T)
🪓 Zugegeben: Offiziell ist noch nichts in Sachen DDB. Aber dass ausgerechnet eine der größten Marken der Marken-Branche der CFO-Axt zum Opfer fallen könnte, entbehrt nicht einer bitteren Ironie. „Niemand würde eine Marke wie Rolls-Royce löschen – aber in unserer Branche opfern wir unsere eigenen“, schreibt Andy Flemming. DDB sagt mehr über den Zustand der Branche als über einen Merger.
Inklusives Marketing in der Sackgasse (Marketing Dive)
🌈 Wenige Jahre nach vielen großen Diversity-Versprechen steckt inklusives Marketing fest. Konzerne haben ihre DEI-Programme still beerdigt. Oft wegen angeblicher „Kosteneffizienz“, eigentlich aber aufgrund von allgemeiner Rückgratlosigkeit. Aber die Zeiten werden sich wieder ändern - ebenso wie die Wendehälse, die dann wieder das Lied der Diversity singen werden.
Deepfake-Video torpediert Handelsgespräche (New York Times)
🎭 Und wo wir gerade dabei sind: Time are a changing. Auch in anderen Bereichen. Das sehr dezent bearbeitete Video eines Reagan Zitats über Freihandel reichte und schon stoppte Trump die Handelsgespräche mit Kanada. Die Regierung von Ontario publizierte den Clip, um die kanadische Position zu stärken. Eher halb erfolgreich. Aber wahrscheinlich war es eh nur ein Vorwand.
Was ist das für 1 davaidavai?
Hallo, eigentlich heiße ich Gerald Hensel. Ich bin Marketing-Stratege und davaidavai ist mein virtuelles Alter Ego. davaidavai ist kostenlos, die Arbeit dafür kostet mich aber durchaus etwas. Wer ein paar Silbertaler übrig hat, kann meine Arbeit hier supporten. Danke dafür.
Creative & Ideen
Alles, was aktiviert, neu oder kreativ ist
British Airways: Reflections (The Drum)
✈️ Die Kampagne dürften einige von euch schon gesehen haben. Aber sei’s drum. Denn wer hier schon länger mitliest, weiß: Ich bin bekennender Uncommon-Fanboy. Die neue British-Airways-Kampagne „Reflection“ zeigt wieder, warum. Die Marke der Airline wird nicht erzählt, sondern taucht so elegant beiläufig auf, dass es schon wieder ganz groß ist. Love it.
“Maybe it’s Maybelline” (Muse)
💄 Scheinbar ist es ein Zeichen der Zeit, wenn Werbejingles zum ironisch-historischen Zitat werden. Spätestens seit “Nothing Beats a Jet 2 Holiday” scheint Werbemusik ja auf tiktok rund zu gehen. Nun hat Maybelline mit Miley Cyrus sein 1980er Jahre Jingle in einen zitierfähigen Track verwandelt. Und auch wenn ich nicht Popstars anhänge. Frau Cyrus ist schon eine sensationelle Sängerin.
Ikea: Wherever Life Goes (Page Online)
💛 In Wherever Life Goes verwandelt die Stockholmer Agentur Åkestam Holst das ikonische Ikea-Label in Mini-Geschichten über Küsse, Tränen und Umzüge. Schön, leise, ganz ohne Produktgebrüll und vielleicht die ehrlichste Liebeserklärung an das Leben seit es Billy gibt.
Zulu Alpha Kilo: Catch Me If You Cannes (Youtube)
🏆 Disclaimer: Ich war nie ein Award Fan. Und dass bei Award Shows betrogen wird, dass sich die Balken biegen, fand ich nie wirklich überraschend. Bei Zulu Alpha Kilo hat man da jedenfalls mehr Sendungsbewusstsein und hat den Ex-Werber Jacob in eine Selbsthilfegruppe im Knast gesetzt, der mit dem Left-Right-Chutney betrogen hat. Inklusive empörter Mitkrimineller.
KFC: Time for Change (Shots)
🛋️ Ich würde es nicht zwingend einen Big Insight nennen. Aber als witziger Kontrast funktioniert das schon. KFC in Spanien inszeniert ein paar verwirrte Studis, die auf der Suche nach dem wenigen Kleingeld, was ein KFC Menü kostet, ihre Couch mit herumschleppen. Lustig und quirky.
Scania: Oh Brother (Muse)
🚚 Zwei in der Wüste gestrandete Dudes, eine Straße, kein Wasser – und jede Menge vorbeifahrende Trucks. In Åkestam Holsts neuem Spot für Scania verweigern sie jede Mitfahrt, bis klar wird, warum. Ein staubtrockener (im wahrsten Sinne) Film über Markenstolz, Sturheit und die Schönheit eines richtig langen Wegs zum Point. Irgendwie fast klassische Werbung. Aber als erzählter Witz trotzdem lustig.
Design
Über gute Gestaltung
Von schlechten, superproduktiven Designer:innen (Renderghost)
🧩 Wenn Tempo für Talent gehalten wird: Ein Designer flutet das System mit Screens, bis niemand mehr weiß, was richtig ist. Ein brillanter Text über Geschwindigkeit als Feind von Qualität. Und über die gefährliche Versuchung, Fleiß und Wert zu verwechseln.
Typografie-Basics (Bora)
🧠 Bora erklärt wunderbar klar, wie Buchstaben, Abstände und Linien zu Rhythmus werden. In dem Text ist eigentlich alles drin, was Designer:innen wissen sollten und was ich nie so richtig verstanden habe. Auch als Nichtdesigner habe ich großen Respekt vor der komerziellen Kunst dahinter.
Der letzte Setzer Berlins (Martin Z. Schröder/Insta)
🔠 Und noch mehr Typo: Martin Z. Schröder ist einer der letzten echten Drucker Berlins – Setzer, Typograf, Handwerker. In seiner Letterpress-Werkstatt macht er tolle Videos, in denen er die Welt von Bleisatz und Co erklärt. Seine Videos finde ich mega faszinierend.
Content
Über Inhalte, wie wir sie bauen, umsetzen und nutzen.
15 Story Strukturen (Betterstories)
📚 Mit Story-Strukturen arbeite ich gerade in Marken-Workshops auch immer gerne. Betterstories hat hier einen fantastischen Überblick über einige der besten, etabliertesten “Dramaturgien” für großes Storytelling in eine Übersicht gepackt. Wer wissen will, wie man damit im Sinne von Marken arbeitet: Ich kann es erklären.
Frag nicht, was deine Kund:innen wollen… (SparkToro)
🧩 Ein etwas älterer aber immer noch guter Text von Rand Fishkin. Der hält nicht so viel von Customer Centricity. Wer so denkt, liegt im eigenen Saft. Gute Contentstrategien zielten nicht auf Bestandskunden, sondern nur auf Menschen, die die Message weitertragen – Journalist:innen, Influencer:innen, Multiplikator:innen.
Wie man Leser:innen in 10 Sekunden kriegt (Nick Waghorn)
😬 Wie nimmt man Leser:innen von Anfang an mit? Nick Waghorn hat 57 Bestseller analysiert und gelernt: Gute Intros in Texte mit starken Hooks schreien nicht, sie flüstern genau das, was dich weiterlesen lässt. Aufmerksamkeit in Texten ist wie ein erstes Date. Wer sich zu sehr anstrengt, hat schon verloren.
96,98 % aller Klicks passieren auf Seite 1 (Ahrefs)
🔍 Und noch eine Zahl: Laut Ahrefs finden fast 97 % aller Klicks in den ersten zehn Suchergebnissen statt. Wer da nicht auftaucht, existiert praktisch nicht. Da muss man aber erstmal hinkommen. Fazit: Ohne SEO (und GEO) bleibt jede Website ein hübsches, aber unsichtbares Denkmal. Owned Media lebt, wenn man es füttert.
UX
Über gute Erlebnisse mit Interfaces und wie man sie gestaltet
Navbar Gallery (Christina Liubynska)
🧭 Eine ganze Galerie nur für Navigationsleisten – klingt nerdig, ist aber brillant. Christina Liubynska hat gemerkt, dass es für fast alles Design-Inspo gibt, nur nicht fürs Menü. Also hat sie’s selbst gebaut. Navbar Gallery zeigt, wie viel Charakter in einem simplen Header steckt – und warum gutes UX oft da beginnt, wo niemand hinschaut.
Love it to pieces (Board)
🎲 Nicht wirklich UX, aber dann doch. Board ist eine 24-Zoll-Tischkonsole, auf der man analog spielt, nur eben digital. Die Figuren erkennen jede Bewegung, das Spiel reagiert in Echtzeit. Super Ding, will ich haben. Irgendwie absurd, dass erst jetzt jemand auf diese Idee gekommen ist.

AI
All hail our Robot Overlords.
AI Is the Market, and the Market Is the Government (Kyla Scanlon)
💰 Kyla Scanlon beschreibt ein Amerika, das längst zu einem einzigen KI-Investment geworden ist. Märkte steigen, weil AI und Regierung mit einem Heilsmythos eng verwoben sind. Ein brillanter Text über Spekulation als Regierungsform, die sich selbst begründet. Danke Igor Schwarzmann für den Link.
Warum es egal ist, wenn 95% aller GenAI Projekte scheitern (Pubby)
🤖 Laut MIT floppen 95 % aller GenAI-Pilotprojekte. Und doch rollt die Welle weiter. Warum? Weil niemand sich Nicht-Mitmachen leisten kann. AI steckt da, wo das Internet 2000 war: viel Hype, viel Experimentieren, aber kein Zurück. Denn wer wartet, verliert. Wer experimentiert, lernt es, auch wenn er nicht sofort produktiv ist.
Pomelli: Googles DIY-Werbeagentur für alle (Google Labs)
📣 Google hat in USA, Kanada und ein paar anderen Staaten Pomelli gelauncht - eine hübsche KI, die kleinen Unternehmen hilft, Social-Kampagnen im Alleingang zu bauen. Die Idee: Du gibst deine Website ein, Pomelli analysiert dein „Business DNA“ und spuckt dann Kampagnenideen, Texte und Visuals aus. Macht man heute wohl so.
Schlaue Tools
Zwei super Plattformen für Newsletter-Geeks.
Milled (Milled)
📬 45 Millionen Newsletter aus über 100 000 E-Commerce-Brands: Milled ist im Grunde das Google der Werbe-Mails. Ein Paradies für Marketer:innen, die wissen wollen, wie andere verkaufen (oder nerven). Man scrollt rein „nur zum Recherchieren“ und kommt zwei Stunden später mit 17 neuen Betreffzeilen und leichtem Selbsthass wieder raus.
Really Good Emails (RGE)
📨 Das wahrscheinlich schönste Archiv für Newsletter auf diesem Planeten. Über 10 000 handverlesene Kampagnen, kein Spam, kein Mittelmaß – nur E-Mails, die man wirklich öffnen will. RGE ist Moodboard, Schulung und Reality-Check in einem. Wer hier nicht inspiriert wird, sollte vielleicht einfach keine Mails mehr schreiben.
Böse Kommunikation: Trumps Uhren Kollektion
Im Film Idiocracy hätten wir vor ein paar Jahren noch gelacht, wenn wir den US-Präsidenten beim Uhren verkaufen gesehen hätten. Heute ist es soweit. Donald Trump vertickt jetzt hässliche Protzuhren auf Newsmax für 600 Dollar das Stück. Kaum zu glauben, was aus diesem Land geworden ist. ↦ Hier geht’s zum Spot.
Schlaue Karten: Mein Geburtstag
Ich habe am 1. November Geburtstag. Ein Tag, der von Feiertagen im Süden und Norden eingerahmt ist und der deshalb zum Reinfeiern oder Brückentag-Feiern einlädt. Außer man ist Hesse, so wie ich. Dann geht das nicht. Bonuspunkte habe ich immer dafür bekommen, dass ich früher immer im Grenzgebiet zu NRW, Rheinland-Pfalz oder BaWü gelebt habe. Alle um mich herum hatten frei. Ich nicht. Mittlerweile habe ich mich wenigstens zum Reformationstag gerettet.
Wahre Geschichte
Alles, was ich sonst nirgends einordnen kann. Oft Zeitgeschichte, immer Musik.
Learning with Lyrics (Instagram)
Ein absolut brilliantes Account, das uns Kram, den wir nicht wissen, mit Musik beibringt. In dem verlinkten Film hat mir ein Song beigebracht, warum es Wassertürme gibt und wie sie funktionieren. Sensationell gut. Nicht nur, aber auch, wenn man kleine Kinder hat.
Chatfishing: Dating ist gerade noch weirder geworden (The Guardian)
💔 Früher wurde man mit alten Profilbildern verarscht, heute mit AI-generierten Seelenfragen. “Chatfishing” heißt das neue Dating-Phänomen, bei dem ChatGPT charmant flirtet, während der echte Mensch dahinter kaum zwei Sätze geradeaus sprechen kann. Die massentaugliche Vulgär Variante von Cyrano de Bergerac ist da.
Gyotaku: Fische, Farbe, Faszination (YouTube)
🎣 In Japan fängt man Fische und druckt sie danach. Gyotaku heißt diese alte Kunst, bei der echte Fische mit Tinte bestrichen und auf Washi-Papier verewigt werden. Früher diente das als Beweis für den größten Fang, heute ist es stille Meditation über Natur, Vergänglichkeit und Handwerk. Kein Sushi, aber fast genauso schön.
Nirvana - Smells Like Teen Spirit (1980’s Disco AI Cover)
🎸 Zum Schluss, wie immer, Musik. Heute mit einem weiteren Beispiel, das zeigt, wie weit Künstliche Intelligenz mittlerweile gekommen ist. Diese Disco Cover Variante der Grunge Hymne Smells Like Teen Spirit hätte genau so als echter Song durchgehen können. Schön übrigens, dass sich bei jedem neuen technologischen Schritt eine extrem kreative Remix Kultur mit neuen technischen Möglichkeiten neu erfindet.
Danke für deine Aufmerksamkeit. Noch ein Beitrag in eigener Sache:
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