davaidavai #163
Geralds Marketing & Gedöns Link-Favoriten aus zwei Wochen.
Guten Morgen zu davaidavai #163,
große Transformationen beginnen oft mit einem Paukenschlag. Und dann? Klar, dann gibt es erstmal ein paar neue Tools, einen Haufen LinkedIn Expert:innen und noch viel mehr Presse-Buzz. Aber bis es wirklich etwas mit uns selbst macht, dauert das eine Weile.
Oft sind es kleine Verschiebungen, die sich fast unbemerkt in unser Verhalten einschleichen. Manchmal fällt es erst im Rückblick auf. Manchmal merkt man es schon im Prozess selbst, so wie damals als Anzug und Krawatte still und heimlich von weißen Sneakern als Office-Uniform abgelöst wurden und dann immer mehr davon nachkamen
Solche Signale zeigen sich auch jetzt wieder. Mir fallen die auch erst im Kleinen auf. Das Lesen von Texten aus der ganzen Brandbreite der Marketing/Strategie/Content/ UX/AI/Creative-Welt für diesen Newsletter hilft mir, zu verstehen. Das passiert immer in Zwei-Wochen-Zyklen. Heißt: Ich lese zwei Wochen lang Essays, Blogposts, Artikel, ich höre Podcasts und schaue Fach-Videos. Dann lege ich sie nebeneinander und baue eine Ausgabe davaidavai draus. Kuration nennt man das wohl.
In Ausgabe 163 des Newsletters zieht sich die Kritik an einstudiertem Verhalten in Corporate Settings, Gesten und Posen durch einige Texte. In den guten Beiträgen von Joe Scaman (Strategie) und Alex McCann (Wandel) wird die Corporate World wenig schmeichelhaft wahlweise als Maskenball oder als Choreografie gezeichnet. Eine Scheinwelt, die mit den Krisen unserer Zeit - und der aufkommenden AI - noch irrealer wirkt.
Gleich, wie man das findet, es gibt auch eine völlig subjektive positive Beobachtung in dieser Ausgabe von davaidavai.
Und diese Beobachtung hat auch etwas mit Rollen und einer AI-getriggerten Krise zu tun: Kreative werden gefühlt wieder kreativer. Die sehr lustige AI-Rockoper, die ich unter Creative gepostet habe, und die Links von einigen Kollegen darunter, brachten mich zum Denken: Läutet für Kreative AI wieder eine goldene Kreative ein, wenn sie sich behaupten wollen?
Vielleicht. Denn der Markt für kreative Produkte wird ohne Zweifel herausfordernder und enger. Die Möglichkeiten neuer Tools werden parallel immer beeindruckender. Natürlich kann man in diesem Moment einfach umschulen. Aber man kann sich auch kreativer als gestern positionieren und seinen Punkt eindruckender als gestern kommunizieren. Ich habe das Gefühl, das passiert gerade bei vielen von uns/euch, was gut ist.
Fun Fact: Erste Studien zeigen, dass Menschen anfangen, wie ChatGPT zu sprechen. Bestimmte Wörter und Redewendungen schleichen sich in den Alltag. Und auch das ist ein Zeichen, dass die Transformation weit größer ist als ein paar neue Tools, die uns jetzt zur Verfügung stellen. Good News: Wir verändern uns. Bad News: Wir verändern uns. Den Wandel umarmen und dabei gut aufpassen, ist oberste Pflicht.
Bis in zwei Wochen!
Gerald
P.S. Diesen Newsletter darf man explizit weiterempfehlen.
P.P.S. Die neue Ausgabe meines Desinformationsnewsetters
In eigener Sache
Ich brauche eure Hilfe. Keine Sorge, es ist nicht gefährlich und kostet kein Geld.
Umfrage: AI Einsatz bei Strateg:innen
Ich interessiere mich gerade sehr dafür, wann, wo und wie meine vielen und diversen Strategie-Kolleg:innen AI-Tools in ihrem Alltag nutzen, weil ich darüber gerne etwas publizieren würde. Ich will verstehen, wo AI bei den meisten von euch gefühlt Mehrwert stiftet und wo nicht. Wer sich als Strategin oder Stratege definiert (egal wie und auf welcher Stufe), würde mir sehr helfen, wenn sie oder er an meiner Umfrage teilnimmt. Danke dafür.
Strategien
Wie man Dinge auf die Straße bringt.
Die Scham der Strateg:innen
😶🌫️ Was
hier beschreibt, haben wir leider alle schon erlebt. Ich zumindest. Und ich habe auch teilgenommen: Strategie-Choreos mit Workshops voller Post-its, die mit „Cultural Tensions“ und massiven Frameworks eher flache und längst gefällte Entscheidungen postrationalisieren. Ihre These: Scham ist kein Defizit, sondern das Signal, dass wir unsere Intelligenz endlich auf echte Probleme richten sollten.How I Do Strategy — Part Two (Roger Martin)
📝 Nachdem ich vor zwei Wochen Professor Roger Martins lesenswerten ersten Teil von “How I Do Strategy” geteilt habe, folgt nun folgelogisch der zweite. Strategie ist für Martin Handwerk und Erfahrung. In Teil zwei geht es um Suchfelder für Output und warum man Entscheidungen nicht nur treffen sondern durchsetzen muss. Wer ihn nicht kennt: Roger Martin ist übrigens super. Folgt ihm.
Wandel
Über die vielen großen Veränderungen rund ums Marketing
Wenn alle alles bauen können (Anton Sten)
🏗️ AI hat das Konstruieren von Dingen trivial gemacht. Nicht aber das Richtige zu bauen. Anton Sten vergleicht die aktuelle Goldgräberstimmung mit 1999: Geld fließt in alles mit „AI“-Label, während der Markt mit halbgaren Tools vollläuft. Entscheidend seien jetzt nicht noch mehr Features. Sondern Skills, die das Verstehen von Nutzer:innen, von Business, von Sprache und Abläufen aufs nächste Level heben.
Die Illusion des Fortschritts (Helge Tennø)
🎣 Eine gar nicht mal so unähnliche These hat der schlaue Stratege Helge Tennø: Wenn wir LLMs die Sinnstiftung überlassen, fischen wir alle im gleichen Teich. AI spart Zeit aber sie verschluckt Erfahrung, Intuition und scharfe Kanten, die echtes Verstehen ausmachen. Fortschritt? Vielleicht eine Illusion, wenn wir uns nicht mehr einbringen, und der einfachsten Lösung folgen: Uns selbst abzuschaffen.
Das langame Sterben des Corporate Jobs (The Still Wandering)
💼 Alex beschreibt die seltsame Leere moderner Büroarbeit nach Covid: Meetings über Meetings, PowerPoints, die niemand liest. Alle wissen es, aber alle spielen mit. Die Pointe: Der Corporate Job stirbt nicht durch plötzlichen Kollaps, sondern durch schwindenden Glauben. Für viele wird der Side-Hustle zum Sprungbrett: Gehalt und Laptop als Infrastruktur, um nebenbei etwas Echtes aufzubauen.
Was ist das für 1 davaidavai?
Hallo, eigentlich heiße ich Gerald Hensel. Ich bin Marketing-Stratege und davaidavai ist mein virtuelles Alter Ego. Ein privater Newsletter über all das, was ich seit +25 Jahren für Marketing halte - und das Gedöns, mit dem ich mich ergänzend gerne beschäftige (oft ist das Politik oder Kultur). Über Feedback freue ich mich auch immer: Per Kommentar unter den Post oder als Direktnachricht oder via LinkedIn.
Creative & Ideen
Alles, was aktiviert, neu oder kreativ ist
9 Wege, ein Stück Werbung zu verbessern (Fred Manley)
📺 1963 schrieb Creative Director Fred Manley ein kleines Handbuch, wie man Werbung besser macht. Manche Regeln wirken heute altbacken, andere sind verblüffend zeitlos. Lesenswert nicht nur, weil sie zeigen, dass gutes Handwerk überzeitlich ist sonder auch weil das ganze Volkswagen 1950er Thema Teil der Popkultur geworden ist.
AI Steals Your Jobs – The Opera
🤹♂️ Wie in meinem Intro beschrieben: Fürchten Menschen wirklich um ihre Jobs, die KI gerade frisst oder bahnt sich hier eine neue Klasse AI-getriebener Kreativität ihren Weg? Dieses ziemlich grandiose AI-Rock-Oper-Projekt wirkt wie ein Beweis fürs Zweite. Plötzlich werden Kreative wieder richtig witzig, bissig und die Sachen sind auch noch gut getextet (weil, nicht ChatGPT).
Und auch abseits dieses lustigen Stückes Content sind mir auf LinkedIn zwei Kreative in den letzten Tagen ins Auge gefallen, die definitiv einen neuen Pitch drauf hatten: Falk hatte zum Beispiel eine recht lustige Idee für einen Film aus Sicht eines Designers. Und Dieter aus Sicht eines Texters. Wenn Kreative plötzlich wieder richtig spaßig werden und gute Ideen umsetzen, kann das nur gut sein.
Driven mit Timothée (Lucid Motors)
🚗 Timothée Chalamet scheint Gefallen an Werbung zu finden. Nach CashApp nun der Autohersteller Lucid, inszeniert von James Mangold. Das Ergebnis: ein hochglanzpoliertes Running-Footage-Spektakel mit Starpower, Kinoästhetik und Yeah-Yeah-Yeahs-Soundtrack. Am Ende nur ein Auto, das durchs Bild fährt, aber wenigstens mal mit einer Geschichte, die man interessant findet, statt dem 200. Heldenshot auf einem Salzsee.
Fan Life (Spotify)
🎶 Kaum Text, dafür pures Gefühl: Spotify zeigt Fans, wie sie wirklich sind: tanzend, radelnd, feiernd. „Fan Life“ lebt von Momenten und dieser seltsamen Energie des Fan-Daseins. Eine Kampagne, die Stimmung transportiert und Fandoms global wie lokal feiert. Und das über alle Touchpoints hinweg. Sehr emotional und zeitgeisty.
It’s Your World to Understand (New York Times)
📰 Einmal Wordle, einmal Weltschmerz, bitte! Die New York Times zeigt in ihrer neuen Kampagne, wie ihr Journalismus angeblich jeden Winkel unseres Lebens füllt, vom Kochen bis zur Krisenanalyse. Klar, das Ganze ist schon arg vignettig und ein bisschen „Moodboard fürs Dasein“. Aber irgendwie mag ich’s: ein smarter Reminder, dass Zeitung längst Lifestyle-Produkt ist. Auch wenn mir gerade mal wieder auffällt, dass ich Manifestos nicht mehr abkann. But that’s just me.
No Frame Missed (Apple)
🍏 Apple zeigt, wie Inklusion aussehen kann: Der Action Mode, eigentlich fürs Joggen gemacht, hilft Menschen mit Parkinson, wieder ruhige Videos aufzunehmen. Ich finde diesen Kommunikationstrack von Apple absolut grandios, wo Geschichten rund um die Produktfeatures inszeniert werden, die aber der ganzen Brand helfen. In diesem Fall ist es clever integrierte Accessibility. Vor ein paar Monaten war es Rick’s Rescue.
Design
Über gute Gestaltung
Kurzfilm: Total Pixel Space (Jacob Adler)
🎬 Beim International AI Film Festival 2025 in NYC gewann Jacob Adler mit Total Pixel Space: ein neunminütiger Essayfilm, der die Idee treibt, dass alle möglichen Bilder bereits in einem endlichen „Pixelraum“ existieren. Zeit erscheint hier nicht als Fluss, sondern als Abfolge statischer Frames. Ein ziemlich poetischer Blick auf Imagination, auch wenn es wieder ein Manifest ist.
Die surreale Kunst von Mike Davis (Hi-Fructose)
🖼️ Wenn schon Apokalypse, dann gerne skurril. Wer auch auf Hieronymus Bosch steht, dürfte Mike Davis mögen. Der Mann ist Autodidakt, geprägt von mittelalterlicher Malerei und schwarzem Humor. Seine Bilder wirken wie surreale Wimmelwelten: Tod, Torheit, Hybris, aber auch kindlicher Witz. Ein darker Mix aus niederländischer Detailverliebtheit und Pop-Satire, der im Hier & Jetzt wieder beißt.
BLOOM (Vimeo)
🪵 Gute Motion Graphics können selbst einen simplen Hocker magisch wirken lassen. Albin Merle zeigt mit dem Bloom Stool, wie Holz und 3D-Druck im Licht zu etwas ganz Neuem verschmelzen und wie aus Alltagsobjekten plötzlich Design in Bewegung wird.
Und nochmal in eigener Sache
Mein Talk “Apokalypse XYZ” auf der Republica Hamburg
Apocalypse XYZ (Re:publica)
Nur weil bis vor ein paar Jahren in Schland mehrheitlich Friede, Freude und Eierkuchen existierte, ist das nicht die historische Realität unserer Welt. Nicht mal hierzulande. Am 19. September spreche ich auf der Republica Hamburg über Apocalypse X, Y, Z. Oder: Wie ich den Weltuntergang lieben lernte. Ein schneller Run durch die Kultur von popkulturellen Dystopien und warum sie uns generationenübergreifend immer schon das Leben gerettet haben. Komm vorbei, wenn du es schaffst. Falls du an dem Tag noch nicht so viel über das Ende der Welt nachgedacht hast, helfe ich gerne weiter.
Content
Über Inhalte, wie wir sie bauen, umsetzen und nutzen.
In Wimbledons Social-Media-Maschine (Milk Karten)
🎾 6.000 Posts in sechs Wochen: Wimbledons Social-Team arbeitet wie eine Redaktion auf Speed. Leitprinzip: „Posted is better than perfect“ und „Emotion over Production“. Was mich etwas überrascht hat: Es geht nicht so sehr um Perfektion sondern um das Einfangen eines großen Events in seinem ganzen Tempo.
Was eine gute Show ausmacht (NESS)
📺 Formate wie Subway Takes oder Track Stars zeigen, warum klassische Talkshows verlieren und Social-Interviewshows boomen: klarer Hook in Sekunden, portable Produktion, Mischung aus Alltagsleuten und Promis und ein Host, der das Ganze trägt. iPhone reicht natürlich, wenn das Konzept sitzt.
Suchen und Finden (Sparktoro)
🔍 95 % der Amerikaner:innen googeln weiter, 86 % intensiv. AI-Tools wachsen, ersetzen Search aber nicht. Rand Fishkin glaubt: Der „Tod von Google Search“ ist ein Märchen, erzählt von Leuten, die selbst AI verkaufen. Das Ganze sei cleveres Eigenmarketing ohne Datenbasis. Eine Sache, die definitiv dafür spricht: Der Satz “XYZ ist tot” hat auch in den letzten Transformationen verdammt selten gestimmt.
Teilen, um zu werden (Studio D Radiodurans)
🧠 Dieser Text ist lang. Und gut. Und nur der Auftakt einer mehrteiligen Serie. Jan Chipchase erkundet, wie öffentliches Teilen unsere berufliche Identität zwischen Karriere, Community, Corporate Survival und persönlicher Sinnsuche formt. Ein tiefes, manchmal schon philosophisches Framework für bewusste Sichtbarkeit.
Die Ökologie der Aufmerksamkeit (AGNI)
🌿 Und noch ein guter Text über bewussten Umgang mit Content: Lia Purpura schreibt über die koloniale Logik der Algorithmen. Wie sie unsere Zwischenräume besetzen und unser geistiges Ökosystem aushöhlen. Aufmerksamkeit sei kein Bildschirm, sondern ein innerer Regenwald. Ein sehr guter Text über das Scrollen, das Denken und das, was uns dabei verloren geht.
UX
Über gute Erlebnisse mit Interfaces und wie man sie gestaltet
Wo AI in UX-Research hingehört und wo nicht (Design Bootcamp)
🔍 AI kann Interviews transkribieren, Daten säubern und erste Cluster bilden aber sie kann nicht Empathie, Strategie oder Storytelling ersetzen. Das verlinkte Framework teilt UX-Aufgaben in drei Bereiche: Automatisieren, mit KI ergänzen oder ganz in Menschenhand lassen.
Formular-Design: Floating Labels (UX Movement)
🖊️ Ich liebe Formularfeld-Optimierung seit ich sowas mal in groß sehen durfte - inklusive des Business Werts dahinter: Floating Labels sind beim Ausfüllen von Formularen die bessere Wahl. Statt das Auge zweimal springen zu lassen - einmal zum Label, einmal zum Feld – reicht hier ein Blick. Und am Ende 12,4 Milliarden Euro mehr (oder so), weil mehr Menschen das Beantragungsformular für die Kreditkarte ausgefüllt haben.
AI
All hail our Robot Overlords.
Springer setzt voll auf KI (Tagesspiegel)
📰 Springer stellt seine „Premium-Gruppe“ (Politico, Business Insider, Welt) voll auf AI um. Künftig sollen künftig alle Inhalte mit KI erstellt oder geprüft werden. Für den Vorstand ein „neues Kapitel“, für viele Journalist:innen ein Kulturbruch. Weitere Kommentare zu Springer spare ich mir an dem Punkt. Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal Max Goldt gelesen?
Wenn AI Bewusstsein simuliert (Mustafa Suleyman)
🤖 Mustafa Suleyman glaubt, dass uns AI-Systeme bald das Gefühl geben, als hätten sie Bewusstsein. Das wird alles noch komplizierter machen, auch wenn dem nicht so ist. Die Gefahr: Menschen fangen an, ihnen Rechte oder sogar eine Art Bürgerstatus zuzuschreiben. Eine Hilfe können sie nur bleiben, wenn wir sie als Maschinen und nicht als Wesen verstehen.
“Hey ChatGPT, zähl bis eine Millionen” (Instagram)
Letzte Woche nutzte ich ChatGPT, um ein Quiz mit meiner Tochter umzusetzen. Die Instruktion lautete: “Stell ihr neue Fragen bis ich stopp sage.” Das Resultat war genau das selbe wie in dem verlinkten Video. Ein profanes Beispiel, dass AI sehr vieles kann. Aber erstaunlich simple Instruktionen kann es nicht. Aus Gründen.
Tools
Praktische Helferlein mit klarem Usecase
Logoipsum
Eine Seite für Designer:innen mit derzeit 165 blanken Logos zum Einsatz, wo auch immer man das für richtig hält.
Prompt Optimizer (OpenAI)
🤖 OpenAI hat einen neuen Prompt Optimizer gelauncht, der vage Eingaben in glasklare Anweisungen verwandelt.
Eine robots.txt für KI? (llmstxt.org)
📄 Jeremy Howard schlägt ein neues Web-Standardfile vor: /llms.txt. Die Idee: Websites liefern LLMs eine klare, markdownbasierte Inhaltsübersicht, statt dass Modelle im HTML-Dschungel nach Sinn fischen.
Böse Kommunikation: Der goldene Saucenlöffel
Irgendwann im Jahr 1984 bekommt Familie Kranz Besuch von einem obskuren Mondamin-Mann. Der verspricht Frau Kranz einen Goldenen Saucenlöffel, wenn die Sauce schmeckt. Bewertungskriterien: Er selbst. Auch ein Weg, sich ein Abendessen zu ergaunern. Den Clip gibt es hier.
Schlaue Karten: Baarle-Nassau
Baarle-Nassau ist eine kleine niederländische Gemeinde, die bekannt ist für ihren ungewöhnlich komplexen Grenzverlauf zur belgischen Gemeinde Baarle-Hertog. Die Grenze verläuft teils mitten durch Wohnhäuser und öffentliche Gebäude. Er geht auf mittelalterliche Verträge und Gebietsaustausche zurück. Kurios war lange die unterschiedliche Schließzeit von Restaurants: Nach niederländischem Recht mussten sie früher schließen als nach belgischem. Gäste brauchten manchmal nur den Tisch zu wechseln, um länger sitzen zu bleiben, weil die Grenze durchs Restaurant ging.
Wahre Geschichte
Alles, was ich sonst nirgends einordnen kann. Oft Zeitgeschichte, immer Musik.
In Vino Veritas: Trinken fürs Geschäft in China (Sixth Tone)
🥂 In China ist hartes Trinken Geschäftsritual. Bankette folgen strengen Regeln: Sitzordnung wie auf einem Schachbrett, teure Drinks, unzählige Toaste und am Ende oft der taumelnde Gastgeber. Paradox? Nein: Öffentliche Trunkenheit wird zum Test für Vertrauen, als Kultur-Code, den man verstehen muss, um mitspielen zu können.
Saddams schwarzer Tag (YouTube)
🎥 Und auf den Clip bin ich auch die Woche auch wieder gestoßen. Im Juli 1979 ist Saddam Hussein neuer Diktator im Irak und will die Baath Partei hinter sich bringen. Vor laufender Kamera beschuldigt er 68 Baath-Parteigenossen des Verrats, 22 davon werden kurz darauf erschossen. Ein Lehrstück politischer Psychopathologie.
Wie ein Akt von Autoerotik den Zerfall Jugoslawiens trieb (Wikipedia)
🍾 Đorđe Martinović war ein serbischer Bauer im instabilen Jugoslawien der 1980er. Er wurde eines Tages mit den Resten einer Flasche im Hinterteil in ein Krankenhaus eingeliefert. Aus Scham schob er seine autoerotischen Verletzungen auf angebliche albanische Kriminelle, die dann zum ethnischen Propaganda Case unter Milosevic wurden, der dann zum Krieg führte.
Black Like Me – 50 Jahre später (Smithsonian Magazine)
📖 Eine komplizierte Geschichte, die viel verändert: 1959 färbt sich der weiße Schriftsteller John Howard Griffin mit einem Mix aus Sonnenlampen und Medikamenten die Haut dunkel. Sein Ziel: den Rassismus im Süden der USA am eigenen Leib zu erfahren. Er lebt als Weißer unter Schwarzen und schrieb ein Buch, das Amerika verändert: Black Like Me verkauft sich zehn Millionen Mal und ob das Blackfacing ist, ist in diesem Fall eine ganz eigene Diskussion.
Underworld (Boiler Room)
Ich nähere mich mit großen Schritten dem Ende meiner Vierziger (toll ausgedrück, oder?). Und nein, so ganz frei von ein paar Fragen zu Alter und zum Altern ist man da nicht. Umso interessanter, Karl Hyde und Rick Smith von Underworld im Boiler Room London zu sehen. Underworld waren die Techno-Helden der 1990er. Der Durchbruch kam mit Train Spotting 1996 und dem omnipräsenten “Born Slippy”. Ein Song, der sich überzeitlich ins Bewusstsein gebrannt hat. Jahrzehnte später sieht man Hyde (Geburtsjahr 1957) und Smith (Geburtsjahr 1959) und denkt: Gut gehalten, Jungs.
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Sehr geil, wie immer ❤️
Dieser Text passt gut zu dem von Lia Purpura und ist auch gut: https://www.gurwinder.blog/p/how-social-media-shortens-your-life?r=aqk2n&utm_campaign=post&utm_medium=web