Hallo zu 🌞 davaidavai #160,
es ist Ferienzeit. Die eine Hälfte von euch dürfte im Urlaub sein, die andere denkt drüber nach. Und auch ich sitze gerade in einem Regionalzug und gucke einem Rentner dabei zu, wir er seinem Handy wieder und wieder sehr laut einen Text diktiert “Liebe Grüße aus Sylt”. Irgendwas klappt nicht. Das Handy wiederholt immer sehr laut seinen Namen, den er ihm einspricht: “Fritz. Fritz. Fritz.” Es ist sehr schmerzhaft zuzuschauen. Aber es ist auch ziemlich lustig.
Der Zug führt mich über eine der absonderlichsten und faszinierendsten Strecken, die Deutschland zu bieten hat. Der Hindenburgdamm verbindet Friesland mit Sylt. Es dürfte eine der wenigen Bahnstrecken sein, auf denen man in Deutschland durchs Wattenmeer fährt, um dann auf die Insel zu kommen. Man durchquert quasi die Nordsee.
Ich liebe Regionalbahnen, weil sie - anders als ICEs - bei den meisten Fahrgästen meist keinem professionellen Zweck dienen und die Effizienz des Fahrens nicht so im Mittelpunkt steht. Man guckt ein bisschen mehr aus dem Zugfenster, freundet sich mit Orten an, an die man nie zurückkommt, und guckt Fritz beim Diktieren zu.
Für alle von euch, die sich trotz Sommerferien durch meine kuratierte Marketing & Gedöns Linkliste der letzten zwei Wochen durchklicken, hoffe ich, dass ich auch diese Woche wieder einen interessanten und kurzweiligen Lese-Mix gebaut habe.
Diesmal ist - zum Glück - wieder mehr Strategie dabei (ich hatte zuletzt das Gefühl, dass AI komplett alle Themen etwas in die Defensive bringt, darunter vor allem auch Strategie). Aber auch viele lesenswerte Creative-, AI- und Content-Marketing Links sind am Start.
Erfahrt in davaidavai 160, warum rund gelutschte Autos doof sind, Gwyneth Paltrow Helfershelferin in einem sehr smarten PR-Rebound wurde, warum Google-Zusammenfassungen schlecht für Klicks, aber gut für Diskussionen sind und was passiert, wenn Figma uns zu ordentlich macht. Außerdem: ein wirklich schwer empfehlenswerter Titanic-Podcast, die vielleicht beste Autowerbung aller Zeiten und ein Album, das vor 15 Jahren herauskam und trotzdem in eurem Sommer 2025 wiederentdeckt werden sollte.
davaidavai heißt, “vorwärts” geht’s. Und vorwärts geht es selbst dann, wenn es in die Ferien geht.
Viel Spaß dabei und bis in zwei Wochen!
Gerald
P.S. Diesen Newsletter darf man explizit weiterempfehlen.
Strategie
Texte über Strategie und über das, was man für Strategien braucht
Comeback der Brand-Marketing-Ära (The Rebooting)
🧠 Brian glaubt, dass die Commodotisierung von Marketing echte Marken-Arbeit wieder wichtig macht. KI verwandelt Brands in Werbeautomaten, die CFOs lieben, auch wenn keiner versteht, wie sie rechnen. Doch genau dieses Black-Box-Getöse entwertet Marken. Inmitten von KI-Personalisierung und Kultur-Fragmentierung wird echtes Brand Marketing zum letzten Differenzierungs-Joker.
Raus aus dem Windkanal (Simon Walter)
🚗💨 Früher erkannte man einen Lancia auf 100 Meter. Heute sind Auto-Designs rund gelutscht wie Ricola-Bonbons. Im Netz passiert gerade dasselbe: Alles wird generisch.
plädiert für mehr Kante und Kreativität als neuen, echten Wettbewerbsvorteil in einer Welt, in der alles zunehmend Same-Same but not different wird.McKinsey baut sein 7S Framework um (Whitney Zimmerman)
🎨🔧 McKinsey hat nach 50 Jahren sein legendäres 7-S-Modell erneuert: aus sieben werden nun zwölf Elemente. Purpose ersetzt Shared Values, Systeme werden in Prozesse, Technologie & Co. zerlegt und einiges mehr. An sich erstmal nur ein Modell. Allerdings auch ein interessanter Diskurs über Operating Models von heute und wie eine der größten Beratungen der Welt “Organize to Value” definiert.
Trust Issues
😩 Niemand vertraut Werbung (oder soll ich sagen: The Artist formerly known as Advertising?). Und das, obwohl die Branche ganz dringend viel Vertrauen nötig hätte. Die Zahlen sind aus UK, aber auch wenn die letzten mir bekannten Zahlen aus Deutschland dazu etwas älter sind: Der Trend dürfte ähnlich sein. Aber vielleicht wirkt Werbung ja auch einfach anders, weil man als Agent FÜR jemand anderen wirkt?
Quelle: IPA x Financial Times “Bridging the Trust Gap” report 2025
Menschen
Über Leute, Zielgruppen und Konsumverhalten
Spotify Wrapped produziert kulturelle Labels (UX Design)
🎧 Wenn ich auf Reddit nach neuer Musik browse, fällt mir auf, wie unfassbar diversifiziert Musikgeschmack geworden ist. „Apocalyptic Permanent Wave Art Rock“ trifft auf “Pumpkin Spice Indie Folk”. Spotify hatte an dieser Identitätsverschiebung einen gewissen Anteil, weil es allem und jedem einen Titel gab. Dieser brillante Essay zeigt, wie Wrapped aus banalem Marketing ein Ritual macht. In einer Welt ohne große Erzählungen wird dein Jahresrückblick zum neuen Identitätsausweis.
Männer & Pinterest: Neue Männlichkeit (Pinterest)
🧔♂️💡 Und wenn wir gerade bei Labels sind: Ich gebe zu, Männer mit aktiven Pinterest-Accounts sind wahrscheinlich nicht gerade der Durchschnitt der Bundesbevölkerung. Trotzdem spannend, dass Pinterest überhaupt so viele Zahlen dazu hat. Gen Z und Millennials pinnen Pilates-Outfits, Male Makeup, Investment-Apps und Grunge-Ästhetik. Mannsein scheint vielseitiger zu werden. Und das dürfte hier die eigentlich gute Nachricht sein.
Was ist das für 1 davaidavai?
Hallo, eigentlich heiße ich Gerald Hensel. Ich bin Marketing-Stratege und davaidavai ist mein virtuelles Alter Ego. Ein privater Newsletter über all das, was ich seit +25 Jahren für Marketing halte - und das Gedöns, mit dem ich mich ergänzend gerne beschäftige (oft ist das Politik oder Kultur). Über Feedback freue ich mich auch immer: Per Kommentar unter den Post oder als Direktnachricht oder via LinkedIn.
Creative & Ideen
Alles, was aktiviert, neu oder kreativ ist
Come Hug It Out (Eastern Townships Tourism Association)
🇨🇦 Definitiv mein Lieblingsspot in davaidavai 160, weil er so unschuldig daher kommt und eigentlich eine ganz schöne Geschichte erzählt. Was ist da los? In Zeiten trumpesker Übergriffigkeit wirkt kanadische Höflichkeit fast schon subversiv. Diese sehr lustige Tourismus-Kampagne spielt souverän mit den etwas weirden Nebeneinander zweier Staaten, die alte Freunde und Nachbarn sind, obwohl sich das gerade nicht so anfühlt.
Ich will Kanadier sein.
Heirloom (Cash App)
🥑 Hat man jetzt auch schon mal gesehen, ist aber wirklich ein guter Spot, weil Story (Buuuh) und irgendwie anders (Buuuuuuh). „Heirloom“ erzählt als stilisierter Zwei-Minüter von Generationskonflikten und Geldgewohnheiten. Ich mag dieses Ding mit dem Gemüse in der vulkanischen Lava und der viktorianischen Mango. Achso, und Timothée Chalamet hat sich angeblich alles ausgedacht.
Sun & Sea Opera (TAMBURINS)
🎭 Wo wir gerade bei anders sind: TAMBURINS, eigentlich eine südkoreanische Luxus-Brand für Skincare und Duft, verwandelt einen Kunstraum in eine Oper am Strand. Mit Sand, Handtüchern, Chor. Ziemlich strange und ziemlich cool. Viel wichtigere Frage: Wie kriegt man sowas durch die Einkaufsabteilung? Okay, ich halte meinen Mund.
Nothing Beats a Jet2 Holiday (Vulture)
🐪✈️ Der wahrscheinlich viralste Soundclip der Erde läuft gerade in UK und nervt jeden. Ende 2022 war’s nur ein harmloser Rabatt-Spot. Zwei Jahre später wird „Nothing beats a Jet2 Holiday“ auf TikTok zum Meme-Soundtrack für Kamel-Angriffe und Urlaubsdesaster. 120.000 Clips später fragt sich Jet2, wie man versehentlichen Kult wieder loswird. Antwort: Gar nicht. Aber entschuldigen kann man sich.
Astronomer macht aus Zitronen PR-Limonade (Sky News)
🍋 Bis vor zwei Wochen kannten wohl nur Data-Spezialist:innen die Firma Astronomer. Dann kam das Coldplay-Video, die globale Hetzjagd auf CEO und CPO (ich hab sogar ein Kommentar über das unglaubliche Verhalten von Brands in dieser scheußlichen Story geschrieben) und plötzlich explodierte das Suchvolumen. Jetzt hat einer der Gründer übernommen und sich Chris Martins Ex Gwyneth Paltrow als ironische „Temporary Spokesperson“ geholt. Die macht aus einem PR-Desaster eine clevere Kampagne mit Humor. Smart gedreht das Ganze.
Als Amerikas Mad Men Käfer fuhren (Kottke)
🐞 In den 1960ern war VW-Werbung in den USA das Nonplusultra: minimalistisch, ironisch, ikonisch. Das Apple seiner Zeit. Diese Mini-Doku erzählt, wie die legendären Käfer-Anzeigen entstanden und warum sie bis heute als eine der besten Kampagnen aller Zeiten gelten. Aber auch, was für eine wilde Idee es war, kurz nach dem Krieg ein von den Nazis ersonnenes Auto in den USA auf den Markt zu bringen.
Design
Über gute Gestaltung
Einladung à la Jacquemus (Clayton Chambers auf Instagram)
👗 Mir war es aus offensichtlichen Gründen nicht klar, aber die französische Marke Jacquemus macht offensichtlich einen ziemlich guten Job mit ihren Fashion Show-Einladungen. Wenn mehr Leute auf die Einladungen als auf die Show warten, haben die Designer:innen etwas richtig gemacht. Übrigens auch, wie hier, beim Takeover der Galeries Lafayette.
World Illustration Awards 2025 Shortlist (Creative Boom)
🎨 Die Shortlist der diesjährigen World Illustration Awards zeigt, wie bunt, mutig und vielgestaltig visuelle Ideen heute sein können. Über 4.700 Einreichungen, 200 Projekte. Von Editorial-Art bis Wandmalerei ist alles dabei. Leider hat man zunehmend das Gefühl, dass es diesen Award nicht mehr lange geben wird. Am Ende ist jede menschengemachte Illu-Shortlist ein öffentliches Buffet für die Maschinen.
Soft Gradient Beckons (Rival Consoles)
🌀 Krasses Ding und das handgemacht: Für das Video zur neuen Single von Rival Consoles hat Anthony Dickenson ein ganzes Jahr lang selbst gemalt. Resultat: Ein still vibrierender Stream aus Farbe, Erinnerung und Veränderung. Meditation in Motion. Und auch das - leider auch - total anachronistisch aber sensationell gut.
Wie Bücher heute aussehen (New York Times)
📚 Wie Mode wechseln auch Buchcover ständig ihr Outfit: mal florale Explosionen, mal Frauen im Weichzeichner. Aktuell dominiert scheinbar Altmeister-Kunst mit fetter Sans-Serif-Schrift und mürrischen Gesichtern. Die New York Time erklärt hier, wie Gestaltung zum Unterscheiden dient, indem man schon mit einem Cover zeigt, wer lesen soll und wer lieber nicht.
Dyson & der Technik-Kult (2Earth)
🌀 Reflexionen überStaubsauger. Dyson hat unsere Wohnungen mit fancy Techno-Staubsaugern und futuristischen Händetrocknern geflutet. Tom Ruddell zeigt, wie Techno-Design zum Ornament verkommt, ohne besser zu sein. Ein Plädoyer gegen die Designer-Götter und für mehr Demut im Produktdesign.
Content
Von Inhalten und wie man sie organisiert und monetarisiert
Weniger Klicks, mehr Klarheit (Pew Research)
📉 Keine Überraschung, aber jetzt ist es offiziell: Laut einer neuen Pew-Studie klicken Nutzer:innen seltener auf Links, wenn in den Google-Ergebnissen AI-Zusammenfassungen angezeigt werden. Der Zero-Click-Trend wird zur empirischen Realität und für Publisher zur bitteren Wahrheit, mit der man erstmal arbeiten muss.
Traffic-Apokalypse im Medienland (New York Magazine)
💀 Null Klicks? Publisher Traffic und Umsatz, plus die strategische Perspektive dahinter, ist enorm schwer zu planen: Search killt Klicks, Meta will keine News, Twitter ist unbrauchbar: Charlotte Klein erzählt, wie Medienhäuser im „Post-Google-Zeitalter“ verzweifelt um Reichweite kämpfen. Wer dann schlechte Laune hat, sollte danach den nächsten Link lesen.
Condé Nast setzt auf Newsletter (The Audiencers)
📬 Wenn wir gerade nach Auswegen aus der Traffic-Falle suchen: Totgesagte leben aber sowas von länger. Der Newsletter ist bei Condé Nast das strategische Rückgrat im „Happy Middle“ des Audience Funnels. Sarah Marshall, VP Audience Strategy, seziert, wie der Publisher das Format zur Leser:innenbindung und Abokonversion voll ausschöpft.
Koch-Content übernimmt die NYT (The Hollywood Reporter)
🍳 Und noch ein Ausweg aus der Traffic-Leere: Die New York Times hat den ambitionierten Plan, zur Heimat der besten Rezepte und Food-Creator:innen im Netz werden. 456 Millionen Besucher:innen kamen letztes Jahr nur deswegen zur NYT. Und jetzt will man eben den nächsten Schritt gehen. Interessanter Move für eine Medienmarke, die eigentlich erstmal Politik covert. Oder coverte?
UX
Über gute Erlebnisse mit Interfaces und wie man sie gestaltet
Die Produkt-Triade: Was Design wirklich leistet (NN/g)
🪑 Produkt-Triade nennt Pavel Samsonow die Teams, die digitale Produkte gestalten. Designer:innen haben da eine sich wandelnde Rolle zwischen Nutzerfokus, Businesszielen und technischer Umsetzung. Ein schlauer Text über das Zusammenspiel mit Produkt und Engineering ist und warum nur gemeinsame Ownership der Schlüssel zu guten Produkten ist.
Wenn Figma uns gestaltet (Design Systems International)
🧩 Was geht, machen wir. Was nicht geht, machen wir nicht. Dieser kluge Text warnt davor, wie Figma durch Features wie Auto Layout und Dev Mode zu früh zu viel Struktur verlangt und damit genau das hemmt, was gute Gestaltung braucht: Chaos, Spiel, Überraschung. Ein Plädoyer für mehr Unordnung am Anfang. Gerade für die AI-Ära ein wichtiger Gedanke.
KI im UX Writing (Design Bootcamp)
✍️ Einer der Bereiche, die mit als erstes KI-isiert werden, ist UX-Writing. Dabei geht es immer um Verständnis und Nutzerführung, oft im Mikrometerbereich. Dieser Text zeigt, wie man KI sinnvoll mit CustomGPTs einsetzt, um Mensch, Maschine und Interface in Sachen UX Writing aufeinander abzustimmen.
Designmuster für KI-Interfaces (Smashing Magazine)
✨ Und noch mehr UX x KI. Vitaly Friedman zeigt, wie man KI Features sinnvoll in Produkte integriert. Seine These: weniger Chat mit der KI, dafür mehr Klarheit, bessere Steuerung. Ich muss zugeben, dass ich mit der Chat-These nicht ganz mitgehe. Aber wir werden sehen.

KI
All hail our Robot Overlords.
Das große Produktivitäts-Paradox (Rita McGrath)
🎨📈 Wir messen alles, außer dem, was unser Leben lebenswert macht. Rita McGrath fordert, Produktivität in der KI-Ära neu zu denken: weniger Fokus auf Effizienz, mehr auf Kultur, Bildung, Gemeinschaft. KI kann Prozesse automatisieren oder Freiräume schaffen für genau die Erlebnisse, die keine KPI je abbilden wird. Ein kluger Text über Fortschritt jenseits der Excel-Tabelle.
Das Märchen von neutraler KI (Better Conflict Bulletin)
🤖 Der Fall Grok zeigt, wie schnell "politisch unkorrekt" in Richtung Nazi rutscht. Der nächste Culture War stellt ein paar gewichtige Fragen: Ist Handeln immer in irgendeiner Weise politisch? Hat jede KI ein politisches Gewissen? Und wenn ja, welches? Ein kluger Text über all die großen und kleinen technischen Fragen, die hinter politischer Ethik im KI Zeitalter stecken.
Wie es ist, bei OpenAI zu arbeiten (Calvin French-Owen)
🧠 Calvin French-Owen war zuerst Gründer, dann plötzlich Mitarbeiter in einem 3.000-Personen-Moloch: OpenAI. In seinem Rückblick beschreibt er ein Unternehmen zwischen Forschungsdrang, Slack-Chaos und Launch-Fieber. Was er mitnimmt? Bewunderung für eine Organisation, die wie kaum eine andere Ergebnisse auf die Straße bringt, auch wenn natürlich nicht alles glänzt.
Cyranoids (Cluely.Ai)
🎭 Und dann gab’s da noch die Dystopie, die wirklich keiner will. Cyranoids nannte Psychologe Milgram in Anlehnung an Rostands Romanhelden Cyrano de Bergerac Ghostwriter, die anderen die Stimme leihen. Cluely.AI flüstert Nutzer:innen live Gesprächsantworten für Jobinterviews, Dates oder Sales Calls ins Ohr. Der Mensch wird hier endgültig zur Marionette seiner Maschine. Let’s not make that reality.
Böse Kommunikation: Gesichtsmassage
1971 war die Welt eine andere. Vielleicht auch manchmal eine bessere. Vor allem dann, wenn man sich für 4,99 Dollar ein neues “Gesichtsmassagegerät” einfach per Katalog bestellen kann und alle Beteiligten glauben wirklich, dass es sich um ein Gesichtsmassagegerät handelt. Es war nicht alles schlecht.
Schlaue Karten: Wo Kommunismus verboten ist
🔴 Aus wirklich sehr gutem Grund sind in Deutschland Symbole aus dem Dritten Reich verboten. Ich dachte, wir wären damit weitgehend ein Unikum. Little did I know. Schmerzen entstehen oft aus Geschichte. Und gerade in weiten Teilen Osteuropas und der postsowjetischen Welt ist Kommunismus und kommunistische Symbolik verboten.
Wahre Geschichte
Alles, was ich sonst nirgends einordnen kann. Oft Zeitgeschichte.
Der letzte Zug (Magnum Photos)
🇺🇸 Ein anderes Amerika: 1968 standen Millionen an den Gleisen, um Robert Kennedy zu verabschieden. Paul Fuscos Fotos vom Trauerzug zeigen ein Land, das – trotz Schmerz und Enttäuschung – noch vereint trauerte. Ein stiller, ergreifender Kontrast zur hasserfüllten, polarisierten Nation, die die USA heute oft sind.:
Jeder Wes-Anderson-Film, erklärt von Wes Anderson (Vanity Fair)
🎥 Sensationell gut: Wes Anderson führt persönlich durch sein Gesamtwerk und widerlegt dabei recht elegant den Vorwurf, seine Filme sähen alle gleich aus. Zugegeben, er hat seinen (Hüstel) Stil. Aber wer dem Meister in diesem tollen Video folgt, erkennt schnell, wie sich sein Werk verändert.
Wikipedia-Gold: Fidel Castros Milchprodukt-Obsession (Wikipedia)
🇨🇺 Unter den vielen wahnsinnig unterhaltsamen Wikipedia Artikeln hat dieser hier wieder mein Bullshit-Wissen über die Welt stark voran gebracht. Kubas langjähriger kommunistischer Diktator Fidel Castro hatte eine krankhafte Milchprodukt-Obsession. Fast zwei Dutzend Kugeln Eis waren wohl für den Herrn wohl ebenso normal, wie sein Versuch, eine kubanische Superkuh herzustellen. Die CIA interessierte das sehr und orchestrierte einige ihrer innovativeren Castro-Mordanschläge über Eis-Produkte. Ein toller Artikel, der direkt in einen sehr unerwarteten Kaninchenbau führt.
Titanic – Ship of Dreams (Noiser)
🛳️ Perfekter Podcast zum Durchsuchten: „Titanic – Ship of Dreams“ erzählt die Geschichte hinter dem bekannten Schiff ganz ohne Leo-Schnulz, dafür aber mit wahnsinnig vielen historischen Details und der besten Sprecherstimme, die ich je gehört habe. Von Titanic Subreddits empfohlen: Megaspannend und super Länge.
Il Cielo In Una Stanza (Mondo Cane)
🇮🇹 Vor zwei Wochen Celentano, jetzt Mondo Cane. Zugegeben: ich bin gerade in meiner italienischen Phase. Vielleicht liegt es am Sommer, der nicht kommen will. Etwas Kontext: Die Älteren von uns werden noch Faith No More kennen. Deren Sänger Mike Patton gilt nicht nur als einer der Sänger mit der breitesten Range der Welt (acht Oktaven) sondern auch als einer der vielseitigsten Künstler überhaupt.
Patton hat zeitlebens mehrere Dutzend ziemlich avantgardistische Bandprojekte geführt. Eines davon war eine Reminiszenz an seine Zeit in Italien. Das sensationelle Live Projekt Mondo Cane feierte 2010 mit einem vierzigköpfigen Orchester italienische Popmusik der 1950er und 1960er Jahre. Und wer es nicht kennt, sollte es gleich jetzt hören. Die Platte ist schon 15 Jahre alt, aber immer noch so sensationell gut: dringend anhören.
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