Guten Morgen zu davaidavai 151,
man hat mir gesagt, dass Bewegtbild zieht. Ob das auch bei (ganz dezent) über 40-jährigen der Fall ist, weiß ich nicht. Hashtag: Nicht schön, aber selten.
Viele Grüße
P.S. Wer diesen Newsletter weiter empfieht, wird von mir ins Nachtgebet eingeschlossen.
In eigener Sache
Sachen, die ich in den letzten zwei Wochen ge
Make Europe Great Again (Campaign Germany)
🇪🇺 Wer sich nach Genuss des Videos fragt, wer der schlanke, rasierte junge Mann ohne graue Haare auf dem Bild 👇 ist: Das bin ich. 😎 Letzte Woche durfte ich für Campaign einen Artikel rund um die neue europäische Markensouveränität schreiben. Und an die glaube ich wirklich. “Euro Brands” erfüllen nicht nur Normen aus Brüssel. Sie können „Europa“ als echten USP nutzen, weil sie Europa in der DNA haben. Markenführung heißt jetzt: Make Europe Even Greater.
Strategie
Aktuelle Links übers Entscheidungen treffen in der Marketingwelt.
Playing to Win: Die 5 Fragen guter Strategie (Farnam Street)
🎯 A.G. Lafley (Ex-CEO von P&G) und Roger Martin (ehem. Dekan der Rotman School) haben 2013 ein lesenswertes Buch über Strategische Markenführung geschreiben. Ihr „Playing to Win“-Framework dreht sich um harte, bewusste Entscheidungen: Was ist dein Ziel? Wo spielst du? Wie gewinnst du? Welche Fähigkeiten brauchst du? Und welches System trägt das? Wer es als Stratege:in nicht kennt, sollte es lesen.
Warum die meisten Vision Statements nichts taugen (Basic Arts)
🔮 Und wo wir gerade bei Strategien sind: „Marktführer bis 2030“ oder „die Welt retten“ – klingt bekannt? Genau solche visionslosen Vision Statements nimmt Alex M H Smith (dessen Buch “Bull**it Strategies” auch super ist) hier auseinander. Statt Powerpoint-Floskeln gibt er klare Hints, wie Unternehmen eine anwendbare Vision für sich aus dem Business ableiten. Konkret, motivierend, strategisch fundiert.
Failure Budget: Scheitern gehört ins Budget (Theory of Change)
💸 Und dann gibt es noch diesen Text rund um strategische Innovation, den ich sehr schlau fand, weil er so simpel ist. Adam formuliert in Theory of Change eine überzeugende Idee: Jede Organisation sollte ein festes Failure Budget haben. Ein bewusster Betrag – ob Geld, Zeit oder Nerven – der für Experimente eingeplant ist, die scheitern dürfen und so benannt sind. Damit Innovation nicht an Risikoangst erstickt, weil Innovation eben oft misslingt. Das eine Eigenschaft von Innovation.
Menschen und Marken
Wie aus WeTransfer eine Kulturmarke wurde (Brand New Story)
📁 Ein neues Buch erzählt, wie WeTransfer vom File-Sharing-Tool zur Kulturmarke wurde. Keine Case Study, kein Playbook – sondern die ehrliche Geschichte von Entscheidungen, Experimenten und Fehlern, die echte emotionale Bindung geschaffen haben. Wer eine Marke baut (oder retten will), findet hier viel Stoff zum Mitnehmen.
Die vergessenen Frauen der Werbung (Ashley Rutstein)
👩💼 Ogilvy, Bernbach, Wieden – diese Namen kennt jede:r in der Werbung. Aber was ist mit Helen Lansdowne Resor, Mary Wells Lawrence oder Caroline Jones? Die Copywriterin Ashley Rutstein widmet eine Folge ihres Podcasts den vielen wichtigen Frauen, die die Branche geprägt haben und die trotzdem nicht zusammen mit dem Boys Club genannt werden..
Creative
Artikel aus der Kreativwirtschaft, die ich gut fand.
Designer x Art Director: Was die Rollen unterscheidet (John Hegarty)
🎯 Selten habe ich eine so schöne, klare Definition gelesen: Designer:innen bringen Ordnung ins Chaos, Art Directors das Chaos in die Ordnung. John Hegarty fasst zusammen, warum beide Rollen nicht verwechselt werden sollten – und warum sie beide ihren festen Platz in der Kreativwirtschaft haben.
No Decision Without Us: Welt-Down-Syndrom-Tag (YouTube)
🎶 Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag – und CoorDown spricht über ein zentrales Inklusionsthema: Ohne Mitspracherecht gibt es keine echte Teilhabe. Umgesetzt als Musical, das man mögen kann oder nicht (ich habe mittlerweile genug gesehen). Die Message dahinter ist absolut richtig: Inklusion sind nicht Entscheidungen, die für einen getroffen werden sondern Entscheidungen, die man mittrifft.
What If America, Wasn’t America? (Ad Council)
📺 Es ist bizarrerweise schon eine Generation her. Direkt vor dem Patriot Act produzierte das gemeinnützige Ad Council 2002 drei düstere „What-if“-Spots – als Warnung, was passiert, wenn Amerikas Freiheit schleichend verschwindet. Bush II war übel, aber gegen das, was da jetzt in den USA geschieht, wirken die Spots wie eine Vorausschau. Mit einer Einschränkung: der Kirchbesuch aus Spot 2 wird sicher nicht eingeschränkt. Der ist Teil des Problems.
Schneaky Martin Goes St Patricks Day (YouTube)
🍸 Wieden+Kennedy kramt etwas in der Statistik-Kiste: Angeblich fühlen sich 64 % der Ir:innen am St. Patrick’s Day gezwungen, ein Stout an der Bar zu bestellen. Das ist auf jeden Fall so und nicht nur eine Award-Statistik. Lösung? Ein Espresso Martini im handgeblasenen Pint-Glas, damit niemand merkt, was wirklich im Glas ist. Der Spot ist lutig, die Idee auch. Die gefühlten Herleitungscharts finde ich am allerwitzigsten. Ist doch okay, wenn man eine Idee braucht, um was zu gewinnen.
Der generischste KI-Spot der Welt (Jalponik)
🤖 Volvo Saudi-Arabien hat einen KI-generierten Spot rausgehauen – und das Ergebnis sieht aus wie eine Brainstorming-Skizze, die versehentlich veröffentlicht wurde. Wer sehen will, wie die Zukunft KI-generierter Marken-Kommunikation nicht aussieht, ist hier richtig. Fast so schlimm wie diese AfD Spots aus dem Wahlkampf. Der Spot ist mittlerweile fast überall gelöscht, weil sich wohl ein Markt hier selbständig gemacht hat. HIer gibt es ihn aber noch.
AI vs menschliche Kreativität (Storytelling Edge)
🤖 Und wo wir gerade bei seelenloser KI-Kreation sind. Die Frage stellt sich ja schon, was der Unterschied zwischen einem KI-geschriebenen Roman und einem menschengeschriebenen Roman ist. Joe Lazer bringt es auf den Punkt: KI schreibt keine Geschichten, sie berechnet den Durchschnitt von Buchstaben. In diesem Fall demonstriert er an einem neuen OpenAI Modell, warum Creative Writing by AI imposant ist aber trotzdem völlig seelenlos bleibt.
Frans Snyders, Vogelkonzert (1630)
Design
Links von guter Gestaltung.
The Product Design Process: Produkte sind nie fertig (Anton Sten)
🛠️ Toller Grundlagentext über Produktdesign. Produktdesign ist mehr als Ästhetik – es geht um das Lösen echter Probleme, um Nutzbarkeit und ständiges Lernen. Anton Sten zeigt in diesem grandiosen Text, wie bei ihm gutes Design entsteht. Klar, pragmatisch, lesenswert.
Sho Shibuya: Malen gegen die Nachrichtenflut (It’s Nice That)
📰 Seit 2020 übermalt der Designer Sho Shibuya täglich die New York Times – zuerst mit Sonnenaufgängen, später mit visuellen Interpretationen der Schlagzeilen. Ein kreatives Ritual, das Nachrichten greifbar macht, ohne Worte zu brauchen. Seine Werke sind meditativ, politisch und vor allem eines: beständig.
Retinaa: der Schweizer Next Gen Pass (RETINAA)
🇨🇭 Die Schweizer bekommen einen neuen Pass. Und das Design von RETINAA haut einen tatsächlich um. Jede Seite führt durch die Wasserwege des Landes, mit 3D-Landschaften, UV-Features und topografischen Details. Ein Dokument, das Funktion, nationale Identität und Technologie verbindet. Grandiose Arbeit.
Digitale Mode: Anrealage x Thomas Bangalter (Vogue)
🖥️ Kleidung als lebende Leinwand: Anrealage präsentiert bei ihrer Fashion-Show in Paris spektakuläre, LED-bestickte Textilien, die Designs in Echtzeit austauschen können – Mode als Interface. Den Soundtrack zur Show lieferte Daft-Punk-Legende Thomas Bangalter, diesmal nicht als Headliner, sondern als atmosphärischer Begleiter.
Stable Virtual Camera: der nächste Gamechanger (LinkedIn)
🎥 Stability AI fährt die nächste Revolution Probe: Mit der neuen Stable Virtual Camera wird aus jedem 2D-Bild eine navigierbare „3D“-Szene. Das Tool generiert nach den ersten Demos Kamerafahrten wie im Kino. Noch im Forschungsstadium, aber das Potenzial ist krass.
User Experience
Über gute Nutzerführung
Was ein guter Cookie Banner braucht (Crazy Egg)
🍪 Nein, Cookie Banner gehören wahrscheinlich nicht zu euren favorisierten Formaten. Wer sich - wie ich - gerade trotzdem mit einem Relaunch beschäftigt, kann hier ein paar Sachen lernen, gerade wenn man auf Details steht. Crazy Egg zeigt, warum der Cookie Banner mehr Liebe verdient und wie gutes Design ihn weniger störend, aber effektiver macht.
Warum gutes Schreiben gutes Design ist (Figma)
📝 Gute Ideen brauchen klare Worte – egal, ob es um Typografie, Server-Sandboxing oder Produkt-Design geht. Figma zeigt, wie Metaphern, Beispiele und eine klare Struktur helfen, komplexe Themen verständlich zu machen. Wer schreiben kann, hat die Voraussetzung zu gestalten – und umgekehrt.
Content
One Night in Paris (Coperni x Ray Ban)
👓 Coperni (Pariser Label mit Hang zum Spektakel) und Ray Ban Meta zeigen, wie man Runway-Content heute produziert. Die Model-Influencerin Nadia Lee Cohen inszeniert ihren Trip durch die Paris mit den smarten Glasses. Das Ganze hat ein wenig Prodigy-Vibes und gefällt einem wahrscheinlich genau durch diese Ego Perspektive so gut. Super Ding.
LinkedIn setzt voll auf Video (OnlineMarketing.de)
📹 LinkedIn baut seine Video-Features massiv aus – und macht Bewegtbild zum zentralen Format. Autor:innen und Creator können unter anderem jetzt Videos direkt in Artikeln und Newslettern integrieren. Klingt alles erstmal gut, bedeutet aber, dass ihr mich vielleicht in Zukunft auch leider häufiger live sehen müsst, wie oben. Hey, it’s the Algo.
Warum deine guten Inhalte keine Klicks bekommen (Crazy Egg)
🔍 Und nochmal Crazy Egg. Du hast super Content, aber niemand klickt drauf? Könnte an deinen Seiten liegen, nicht nur am Content selbst. Crazy Egg erklärt, warum ein niedriger CTR oft daran liegt, dass nur 3 von 1.000 deiner Seiten ranken. Pro-Tipp: Mehr hilft nicht immer mehr. Manchmal reicht’s, die Basics zu checken - und die stecken oft in der Search Console.
Technologie
Was gerade neu ist und erfunden wird.
State of European Tech (State of European Tech)
💡 Der Venture Capitalist Atomico hat seine neuste Ausgabe des “State of European Tech”-Reports Ende 2024 veröffentlicht. Europas Tech-Szene hat in den letzten zehn Jahren stark aufgeholt. Mit 35.000 Early Stage Startups existiert hier das größte Early-Stage Ökosystem weltweit. Just in time für die große anstehende Krise in der Beziehung zu den USA.
Europas Defense-Startups rüsten auf (Fortune)
🤖 Und wo wir beim Thema sind: Während Europas Rüstungsbudgets steigen, sichern sich nicht nur die Großen wie Rheinmetall ihre Anteile – auch agile Startups wie ARX Robotics mischen mit. Das Münchner Unternehmen digitalisiert alte Militärtechnik per KI und setzt auf schnelle Iteration statt träger Prozesse. Der Plan: Europas erste „Defense Prime“ aus der Startup-Welt werden.
Google AI Mode: Phase zwei der Suche beginnt (Platformer)
🔍 Google dreht die nächste Runde: Mit dem neuen AI Mode übernimmt die KI immer mehr das Googeln für dich. Anstatt nur Links auszuspucken, liefert Gemini 2.0 direkt zusammengefasste Antworten – inklusive Follow-ups und Echtzeitinfos. Für Website-Betreiber:innen eine düstere Aussicht, denn Klicks werden weiter zurückgehen. Immerhin: Links bleiben sichtbar – noch.
Böse Kommunikation: Eastern Airlines
Nicht immer ganz nette Kommunikation, oft aus der bösen alten Zeit.
✈️ 1967 publizierte Eastern Airlines 👇 diesen sexistischen Horror, in dem sie die “Verliererinnen” ihres Flight-Attendant-Auswahlprozesses vorführen. Das alles natürlich mit 19 attraktiven Frauen, um die Männerwelt rätseln zu lassen, wer denn da an Bord bedient, wenn DAS die Verliererinnen sind. Sexismus, gepaart mit toxischer Männlichkeit - und das in einer für die Zeit mit riesigem Budget produzierten, großen Kampagne. Den Spot gibt es hier.
Schlaue Karten: Afrika vor 1880
Karten, und wie sie uns die Welt zeigen.
🦁 Im Jahr 1880 startete der “Scramble”. Die Jagd der europäischen Nationen auf afrikanische Kolonialbesitztümer. Resultat dieser Zeit war viel Leid und Ungerechtigkeit und Grenzen, die bis heute Kriege und Bürgerkriege anzetteln, weil grob über Stammesgrenzen hinweggearbeitet wurde. So 👇 sahen die afrikanischen Grenzen vor dem Scramble aus.
Wahre Geschichte
Alles, was ich interessant fand aber sonst nirgends einordnen kann.
Broken Arrow (The Restless Viking)
💣 Broken Arrow – der Code für die schwerste Kategorie nukleare Unfälle im US-Militär. 1958 über Mars Bluff, South Carolina, löste ein Mechaniker versehentlich eine Atombombe in einem B-47-Bomber aus, während er sie überprüfte. Der Sprengkopf war nicht scharf, aber die Explosion hinterließ einen Krater und inspirierte Kubricks Dr. Seltsam. The Restless Viking besucht den seltsamen Ort heute.
Wie Corona unsere Welt verändert hat – in 30 Charts (NY Times)
🦠 Und wo wir gerade so dystopisch sind. Ist es nicht seltsam? Die Lockdowns, die Ausgehregeln, die stillen Leiden – vieles aus der Covid-Zeit ist wie ausradiert. Doch die Welt davor war eine völlig andere als die danach. Die New York Times zeigt in 30 aufschlussreichen Charts, wie wirklich tiefgreifend diese Zeit alles verändert hat, die einem so lange her vorkommt, aber es gerade mal vier Jahre ist.
The Economist: 1945 als deutsches Special (The Economist)
📜 Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes hat der Economist etwas getan, was er sonst fast nie tut: Auf Deutsch publiziert. Und das im Rahmen eines beeindruckenden zeithistoroschen Specials über die letzten blutigen Monate des Zweiten Weltkriegs aus Sicht des Economists mit Originalartikeln aus der Zeit.
Har Mar Superstar – Where We Began (YouTube)
🎤 Aus irgendeinem Grund fühle ich eine gewisse Verbundenheit mit Männern mittleren Alters mit Bauchansatz und schütterem Haar. Sean Tillmann aka Har Mar Superstar ist so einer – und seinen orchestralen 1970s-Soul-Pop sollte man kennen. Where We Began ist von 2021, läuft aber mindestens so lange bei mir.
Video ist im Bild verlinkt.
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