davaidavai #134
Geralds subjektiv besten Marketing & Gedöns Links der letzten zwei Wochen. 100% privat und definitiv nicht von AI geschrieben.
Guten Morgen,
die Woche habe ich in Ost-Holstein verbracht. Workation nennt man das auf Neudeutsch: Arbeiten, wo andere Ferien machen. Da an mir die EM ja ziemlich vorbeit geht, ist sowas auch eine prima Möglichkeit, um sich mit (fußballbegeisterten) Freunden ein wenig auf Stand zu bringen, was den Rest der Welt so interessiert. Kontakt mit Menschen. Immer empfehlenswert.
Ein paar Highlights aus der heutigen Ausgabe davaidavai. Die Städte Oslo und Reutlingen haben gerade Tourismus/Stadtmarketing Kampagnen draußen, die überraschend gleich funktionieren. Die neue SINUS Jugendstudie hat ein paar schlaue Gedanken zur Gen Z an Bord. Und die amerikanische Presse bebildert schon die kollabierende Biden Bewerbung um die Präsidentschaft. Persönliche Meinung: Wer jetzt schon glaubt, dass es schlecht um die Welt steht, sollte Kräfte für ab 2025 sparen. Das riecht nach Trump II und damit ganz viel Horror.
Nicht extra verlinkt, aber dennoch da: “Man darf ja gar nichts mehr sagen”, meine Kolumne rund um das Hasswort Political Correctness in der aktuellen absatzwirtschaft.
Eine gute Woche euch.
Gerald
P.P.S. Wer meinen zwei anderen Fokus-Themen Sicherheitspolitik/Ukraine und Desinformation folgen will. Meine beiden etwas unregelmäßigeren Newsletter
und findet ihr hier.Strategie(n)
Texte über das Entscheidungen treffen und exekutieren im Marketing.
Frameworks: Neue Regeln im Echoverse (HBR)
💬 Als das Echoverse beschreiben die Autor:innen dieses Artikels einen in alle Richtungen gerichteten, immer komplexer werdenden Kommunikationsprozess, bei denen Marke und Zielgruppe immer zugleich Sender und Empfänger:innen sein können. Wahrscheinlich gibt es gar keine andere Möglichkeit für Marketing-Autor:innen sich am Markt zu platzieren als ständig LinkedIn-Buzzwords wie Echoverse zu erfinden. Aber sei’s drum. Der Artikel ist dennoch lesenswert.
Insights
Aktuelle Zahlen und Studien, die uns die Welt erklären.
“Aware aber nicht woke” (SINUS Jugendstudie 2024)
👩🎤 Bei allen Versuchen der Gen Z einen Exzeptionalismus anzudichten, scheint dies auch in der aktuellen SINUS Jugendstudie wieder nicht zu funktionieren. Weder sei die nächste Generation eine “homogene Gruppe”, noch sei sie zerfressen von multiplen globalen Krisen oder Maximilian Krahs bizarrem Männerbild. Auch seien nicht durchgehend “woke”, wie uns ja gerne erzählt wird. Was sie sind, ist mehrheitlich “aware”. Oder wie man es früher nannte: Empathisch. Vielleicht können wir den unsäglichen politischen Kampfbegriff “Woke” damit dann auch mal beerdigen.
Wie Zielgruppen wachsen (Attention Matters)
🎯 Die Zeiten großer zusammenhängender Zielgruppen sind zumindest im Content Marketing praktisch vorbei. “Zielgruppen wachsen inkrementel”, indem man kleine Segmente identifiziert, anspricht und verbindet. Der beste Weg, ein großes Publikum aufzubauen, besteht darin, viele kleine zu kombinieren.
Creative
Subjektiv für gut oder schlecht befundene Kreativprodukte der letzten Tage.
Alle Cannes Löwen 2024 (Love The Work More)
🦁 Es sei nochmal gesagt: Einen Award zu bekommen, ist toll. Der Marketing-Award Zirkus, hingegen, ist komplett absurd. Da ich aber in meinen Aussagen selten widerspruchsfrei bin, möchte ich erwähnen, dass ich trotzdem die meisten Cannes Cases für gutes Business Creativity Storytelling halte und mir deshalb gerne anschaue. Die große Liste aus Cannes 2024 ist oben verlinkt. Einen Kurzabriss der Grand Prix’ 2024 gibt es hier.
“Is It Event A City?” (Visit Oslo)
🇳🇴 Hier kommt Kandidat 1 im Anti-Städte Marketing der Woche: Oslo. Die norwegische Hauptstadt inszeniert einen Hipster (gibt es die eigentlich noch?), der sich über die Zugänglichkeit und Einfachheit der Stadt aufregt. Gute, kontrastierende Idee, wenn auch nicht super sympathisch.
“Reutlingen kannst du nicht mögen” (Stern)
👎 Kandidat 2 in Sachen Regional-Antiwerbung kommt aus Süddeutschland. “Reutlingen kannst du nicht mögen” behauptet die Agentur “die Kavallerie” und lüftet nach kryptischer Teaserkampagne die Tarnkappe. Denn Reutlingen kann man nur lieben. Ich mag sowas ja. Lustig, sichtbar und mal nicht aus aus Hamburg oder Berlin.
Design
Subjektiv für gut oder schlecht befundene Kreativprodukte der letzten Tage.
Figma → Wix Plugin (Figma)
🧙 Wilde Zeiten für Webdesigner:innen und Frontend-Entwickler:innen. Figma hat ein Plugin vorgstellt, dass Designs aus Figma direkt in Wix als Website exportiert werden kann. AI sei dank.
Newsletter für Designer:innen (Smashing)
📧 Der Name sagt es schon. Eine sensationell gute Liste mit Newslettern für die gestaltende Zunft - gleich ob es um Inspirationen oder UX Design geht. Interessant zu sehen, wie Newsletter dem Blog das Spotlight nehmen.
Warum beim Guardian wieder Menschen gestalten (Its Nice That)
📰 UK wählt wieder und statt bei der Wahl-Beobachtung auf AI zu setzen, wählt man beim The Guardian einen ganz anderen kreativen Ausgang: Menschen gemachte Collagen. Eine spannende Metapher auf eine kaputte politische Zeit.
Und dann war da noch das neue TIME Cover 👇
😱 Treffer, versenkt. Nach dem Auftritt der geriatrischen Führung der Vereinigten Staaten im TV Duell letzte Woche steht uns wohl eine zweite lebensgefährliche Amtszeit Trump bevor. Dass die Demokraten schnell eine Entscheidung treffen können, halte ich für unwahrscheinlich. Time hat den passenden Titel.
Das illustrierte São Paulo von Andrés Sandoval (Illustrama)
🗺️✨ Aber nicht alles ist schlecht. Der Illustrator Andrés Sandoval verzaubert mit seinen illustrierten Karten von São Paulo! Die Mega-City ist in den letzten Jahrzehnten organisch gewachsen. Sandoval arbeitet mit einer Vielzahl von Kreativtechniken, wie Stempeln, um die Dichtheit des Raumes erlebbar zu machen.
AI
Ein paar Mini-Schlaglichter aus der AI Revolution der letzten Woche(n)
Generative AI in der Bildenden Kunst (SOGAI)
🖼️ Danke an meinen Business-Partner Fabian, der diese spannende Website gepostet hat. SOGAI hinterfragt die Rolle von GenAI in der bildenden Kunst. Genauer: Es exploriert, wie man mit GenAI Bilder wie Vermeers Mädchen mit den Perlenohrringen oder die Große Welle von Kanagawa manipulieren und neu denken kann.
Toys’R’Us’ gruseliges AI Markenfilm Desaster (NJ)
🧩 Der irritierenderweise immer noch existierende Spielwarenhändler Toys’R’Us hat gerade mit einer einschlägigen Agentur seinen ersten “Markenfilm” gelauncht, der nur mit AI umgesetzt wurde. Und genau so sieht er auch aus. Muss man gesehen haben, sonst glaubt man es nicht.
Wie Mattel AI für Barbie einsetzt (Fast)
🧸 Und nochmal Spielzeug im AI-Kontext: 4.000 neue Spielzeuge bringt Mattel jährlich auf den Markt. Darunter auch die vielen Variationen der Barbie. Dabei setzt der Konzern auf Adobe Firefly, um mit dem AI Tool die Preproduction effizienter zu machen und speziell die Barbie Boxen vorzuvisualisieren. Scheint mir irgendwie ein sinnvollerer AI Use Case als Werbespots ohne Menschen zu produzieren.
Content & Plattformen
Von Inhalten und den Plattformen, die hinter dem Content stehen.
Wie man UX-optimiert textet (Smashing)
✍️ Micro-Copy nennt man die total übersehenen aber megawichtigen Mini-Texte, die Buttons und Formulare, Intro-Texte und Newsletter-Signups begleiten. Smashing hat hier einen guten Artikel über die Kunst, vermeintlich profane Mini-Texte so zu schreiben, dass sie konvertieren.
Wie tiktok von DJs geremixt wird (Muse)
🎛🎚 tiktok ist eine Ansammlung krass vieler subkultureller Mikrokosmen. Die spülen aus der Plattform zunehmen auch ins “echte Leben”. Denn DJs remixen zunehmend tiktok Sounds und Memes und integrieren sie in ihre Shows. Ziemlich spannendes Beispiel, wie kulturstiftend tiktok mittlerweile eigentlich ist.
Vintage Werbung
Nicht immer ganz zeitgemäße Kommunikation aus der bösen alten Zeit.
“Teach Your Parents” (Mondale / Ferraro 1984) 👇
Das Jahr ist 1984, kurz nach dem zweiten Höhepunkt des Kalten Krieges. “The Day After” hat nur wenige Monate vorher 100 Millionen Amerikaner:innen ans TV gebunden. In den USA ist Präsidentschaftswahlkampf und Walter Mondale tritt gegen den Kalten Krieger Ronald Reagan mit diesem Spot an. Reagan wird die Wahl im November 1984 mit 525 Wahlleuten vs 25 für Mondale gewinnen. Also wahrscheinlich so wie 2024 auch.
Schlaue Karten:
Das Universum
Karten, die uns die Welt ein bisschen besser erklären.
Nehmen wir an, dass du, wie bereits angenommen, tatsächlich der Mittelpunkt des Universums bist, dann sieht der große ganze Rest ungefähr so aus 👇. Der Saraswati Supercluster, ganz oben, ist übrigens 4 Milliarden Lichtjahre entfernt.
Wahre Geschichte
Alles, was ich interessant fand, sonst nirgends passte und meistens Zeitgeschichte ist.
Fotos: die Suche nach dem Wilden Honig in Nepal (Guardian)
Seit Generationen suchen die Gurung im nepalesischen Taap, etwa 175 km westlich der Hauptstadt Kathmandu, nach wildem Honig. Der wird immer weniger und deshalb wird die Aufgabe auch immer gefährlicher. Wahnsinnige Bilder von einem Job, der einfach nur krass ist.
Fotos: das K67 Kiosk (Colossal)
1967 gestaltete der slowenische Designer Saša J. Mächtig das sog. K67 Kiosk. K67 ist ein Plastikdesign, das als Standardlayout im Ostblock mal als Zeitungsstand, Blumenshop oder als Ticketverkaufsstation diente. Jetzt gibt es ein neues Buch, das das K67 feiert. Großartiges Teil.
Der Lieblingsclip der Woche
🎸 Keine Ahnung, wer der 10-jährige ist, der hier 👇 Sweet Child O' Mine auf der Bühne anstimmt. Aber wie der Sänger richtig sagt: Er wird eine riesen Musikkarriere vor sich haben.
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