davaidavai #114
Subjektive, kuratierte Lieblingslinks aus Gerald Hensels Marketing Blase. davaidavai kommt alle 2 Wochen und ist zu 100% von Menschen geschrieben. Das ist privat hier.
Guten Morgen aus meinem Urlaub,
nach einem etwas mäßigen Sommer 🌞 muss ich mich ja als bekennender Fan des Spätsommers zu erkennen geben. Von hier aus schreibe ich zu euch. Es ist Zeit für meine/unsere absolut und superduper wohlverdienten Ferien, die wir gerade in MeckPomm verbringen. So mit langen Tagen, viel Ruhe und schönen Seen. Man könnte den ganzen Tag Ella Fitzgerald hören. Deshalb halte ich es heute kurz, denn das Frühstück 🧇 wartet. Natürlich kommt davaidavai 114 trotzdem mit dem üblichen Mix aus Marketing, Daten, Content und einer Prise Wahnsinn.
Viele Grüße
Gerald (Linkedin)
Strategien
Links rund um Neues zu Markenbildung, Branding- und Marketing-Strategien.
Steckt Markenbildung in der Krise? (Marketing Week)
Fragen wir mal andersrum: Steckte Markenbildung mal irgendwann nicht in der Krise? Aber ja: In Zeiten von schnell drehender Sales- und Leadorientierung, von CTRs und AI scheint diese langsam drehende, schwer messbare Entität namens Marke irgendwie merkwürdig anachronistisch zu sein. 🍾 Good News: Diejenigen, die die okkulte Praxis der Markenführung beherrschen, gewinnen auch im 21. Jahrhundert.
Roger Martins Case gegen die Go-To-Market Strategie (Medium)
Ich lese Roger Martin immer sehr gerne, weil er tatsächlich noch Marketing Theorie diskutiert, was leider viel zu selten passiert. In diesem Fall arbeitet er gegen den Begriff Go-To-Market-Strategy an, den er als meist schlecht operationalisiert ansieht. Hauptproblem sei vor allem die ihr innewohnende Zweiteilung in Produkt- und eine davon losgelöste Go-To-Market Strategie. Und damit hat er definitiv einen Punkt. Ich habe selbst schon häufiger erlebt, wie sehr diese Logik Probleme macht - gerade in Startups.
Den Double Diamond neu denken (Smashing)
Der Double Diamond ist ein sehr prima Design-Thinking-Modell, an dem wir konzeptionell auch bei superspring hängen. Andy Budd disktuiert in diesem Smashing Artikel, ob man den Double Diamond nicht neu ausrichten muss, weil er als Idealtyp selten praktizierbar ist. Sollte der Double Diamond nicht mehr Post-Launch Prozesse statt Pre-Launch Prozesse abbilden? 🤔 Die Frage kann man stellen.
Creative
Links rund um Ideen, Konzepte, Marken-Stunts und die Kreativproduktion
Werbung muss Grenzen sprengen dürfen (Marketing Week)
Schon klar, wir machen ja alle keine Werbung mehr sondern irgendwas anderes (Post-Cultural-Inclusive-Brand-Narrative-Experiences, oder so). Aber für alle, die ab und an dennoch noch ganz profan Werbung machen, sei dieser Link des schlauen Richard Shotton empfohlen, der nochmal erklärt, warum grenzensprengende Ads verhaltenspsychologisch der richtige Weg sind. Auch hier: Theorie ist wichtig.
Noch mehr Fake-OOH
Wenn es irgendeinen Kreativ-Trend 2023 gibt, dann sind es gefakte Out of Home Spektakel. Also frei erfundene, CGI-generierte tiktok-optimierte PR-Stunts, die nicht mal so tun, als wären sie keine tiktok-optimierten PR-Stunts. Nach Maybelline und British Airways kommt jetzt Manchester City mit einem AR-Fake-Auftritt bei der Einfahrt in Tokio. Man kann das lächerlich finden. Aber es wird wohl einfach bleiben (“mach mal einen Dorritos grillenden Godzilla in die Skyline von NYC”). 🦖
“No one understands this war better than we do” (Ukraine DoD)
Während die Ukraine ums Überleben kämpft, nagen westliche Presseberichte über die angeblich zu langsame Offensive gegen die Besatzung weiter an den Nerven. Das ukrainische Verteidigungsministerium hat sich nun zu einer Social Media Kampagne für westliche Audiences entschieden, die einmal mehr zeigt, dass man dort auch den Kampf um den “Informational Space” versteht. Dass Propaganda mittlerweile alle Spielarten des Content-Marketings beherzigt, lernt man hier jeden Tag neu. #SlavaUkrainii 🇺🇦
Design
Schöne Dinge, die gut funktionieren oder gut verkaufen.
Ein neues Branding für Hyde Park Picture House
Hyde Park Picture House ist das letzte gasbeleuchtete Kino Großbritanniens. Für Cineasten eine Art Liebhaberstück, das nun ein neues, sehr sehenswertes Branding bekommen hat. Zugegeben: recht nischig, aber sehr hübsch.
Die angeblich besten Tourism Board Logos der Welt
Und weiter geht’s mit der Abteilung Design-Nischenwissen. Nun mit einigen der angeblich besten Tourism Board Logos der Welt. 🌴 Für mich und viele von euch eigentlich komplett inhaltlich nutzlos. Aber schön anzuschauen. Mir hat’s gefallen.
Hyperfocus Design Channel
In der kleinen, feinen Kreativ-Community sind es ja gar nicht mal soooo viele Leute, die sich auch in Sachen eigener Content-Produktion in Deutschland hervortun. Deshalb seien hier mal unsere Hamburger Freunde des Digital Design Studios Hyperfocus lobend erwähnt. Paul Watmough-Halim und Jan Stein sind nicht nur exzellente Designer und All-round Great Guys. Sie mögen ihren Job sogar so gerne, dass sie daraus eine wunderbare Design Show auf Youtube gemacht haben.
Das beste User Experience Design 2023 (Fast)
Fast Company hat wieder in mehreren Kategorien seine Design-Awards 2023 vergeben. Alle Kategorien sind sehr sehenswert. Die UX-Sieger:innen sind aber besonders spannend.
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Content & Aktivierung
Wie wir mit Content umgehen und ihn manchmal auch sichtbar machen.
Die Attention Journey (Screen Theories)
hat in seinem Newsletter einen sehr lesenswerten Artikel zum Thema Attention Journey 🎭. Wer sich mit Aufmerksamkeitsökonomie beschäftigt, kann zu dem Thema eigentlich nie genug lesen.Google Ads = Regalbelegung (Byron Sharp)
Der generell wahnsinnig kluge Byron Sharp mit einer ungewöhnlichen Metapher auf Google Ads, die er mit der Rolle von Regalbelegungen oder Schaufensterbestückungen vergleicht. Ungewohnt und lesenswert.
Content richtig recyclen (Lex Blog)
An sich nichts Neues. Dennoch immer wieder richtig: Content will und darf und will recycelt ♻️ werden. Ein guter Blogpost darf sich transformieren und sich neu zusammensetzen. Sonst macht das mit dem Energieeinsatz keinen Sinn.
7 recht gute Content Marketing Cases zum Klauen (AHREFS)
Bookmark setzen, rausholen, wenn man sie wieder braucht. Aber gute Content-Marketing Cases kann man ja eigentlich nie genug haben. Hier sind einige davon.
Praktisch
Little Helpers, die an der einen oder anderen Stelle mal nützlich sein können.
Eine New Marketing Buchliste (Linkedin)
Dave Kaufman, der bei Meta arbeitet, hat auf Linkedin netterweise eine Liste von Büchern 📚 und Videos rund ums Thema Marketing zusammengestellt, die man durcharbeiten kann, wenn man mag. Das meiste davon habe ich gelesen und für gut befunden. Wer seine Empfehlungen noch nicht kennt: Go for it.
Eine Gallerie voller PPT Designs (Deck Gallery)
Wer auch immer sich je mit der Frage beschäftigt hat, wie das eigene künftige Deck anders designt 🎨 sein könnte als das von Kleiber & Partner nebenan, kommt schnell an seine Grenzen. Hinter diesem äußerst praktischen Link wird ihnen geholfen. Der Link zeigt nichts als viele gute Decks.
Nützliche und unnützliche Landing Pages (Nick Nolan)
Ich beschäftige mich gerade mal wieder mit Landing Pages und bin dabei auf diese Seite gestoßen, die ich relativ toll fand. Der Zauber an Landing Pages ist ja eben das enge Nebeneinander zwischen “funktioniert” und “funktioniert nicht”. Nick teilt dazu einige praktische, lesenswerte Gedanken, die zumindest mich weitergebracht haben.
Chrome kann jetzt Screenshots aus Videos machen (t3n)
Es ist nur ein kleiner Rechtsklick. Aber es könnte ein kleiner Rechtsklick sein, der viele Präsentationen netter aussehen lassen könnte. Und das ist ja auch was.
Plattformen
Was ich aktuell in der marketingnahen Big-Tech Welt lesenswert fand.
Die Kackifizierung von tiktok beginnt (Wired UK)
Keine Ahnung, wie ich Cory Doctorows Begriff “Enshitification” sonst übersetzen, aber Kackifizierung 💩 stimmt vielleicht. Cory macht in Wired einen guten Punkt: Jede Social Media Plattform überschreitet irgendwann den Punkt, an dem sie ihre eigenen User:innen für Aufmersamkeit und Werbedollars in Scale kannibalisiert. Mehr Shit, weniger Relevanz, Hauptsache, die Skalierung klappt. Und tiktok tut es gerade.
twitter erlaubt wieder politische Werbung (t3n)
X…äh…twitter erlaubt wieder politische Werbung, nachdem das aus guten Gründen in der Zeit vor Elon Musk irgendwann nicht mehr erlaubt war. Aber da bei X mittlerweile eh ethisch alles völlig egal ist, ist es auch komplett wurst, ob AfD & Co. da Werbung schalten.
“twitter hatte maßgeblichen Anteil an der Distribution russischer Propaganda” (Washington Post)
Nicht wirklich überraschend, aber man kann es nochmal aussprechen: twitter war laut einer Studie der Europäischen Kommission ein sehr wesentlicher Akteur bei der Verbreitung russischer Desinformation und Propaganda im Ukraine-Krieg. Passt gut zur Meldung darüber.
Geschichte(n)
Hey, ich bin halt History- und Popkultur-Nerd. Ich kann nicht anders.
“Von Fisch-Klingeln und historische Sandwiches” - 50 der weirdesten Ecken im Internet (Guardian)
Endlich mal wieder etwas, das in unseren utilitaristischen Performance-Zeiten 🎯 viel seltener als früher gemacht wird. Der Guardian feiert den vermeintlich unsinnigen Gaga Content im Internet (der gar nicht so gaga ist) mit 50 Ecken im Internet, die man gesehen haben sollte. Ich vermisse die Zeit, als Greg Rutters List of 99 Things You Should Have Seen on the Internet (Unless you’re old or a loser or something) ein Ding waren.
Der Tod hat eine Kuscheldecke: Alltag in einem Atomraketen-Silo (Wired)
Der Artikel ist zwar schon etwas älter. Viel dürfte sich am Thema dennoch nicht geändert haben. Seit drei Generationen sitzen Menschen im Mittleren Westen der USA in dreißig Meter Tiefe, um eine Situation umzusetzen, die sie verhindern sollen: das Ende der Welt. Ein Nuklear-Silo 🚀 ist ein absurder Arbeitsplatz mit absurden Regeln. Und: Anders als in der Popkultur dargestellt, sind es übrigens Kuscheldecken und Hausschuhe, die den Flight-Overalls der Minutemen-Crews Platz machen, wenn die Kameras weg sind. Auch das hat ein gewisses Niveau an WTF.
Der Tag, an dem wir fast keine Urmenschen mehr hatten (Nature)
Und wo wir gerade bei unserem eigenen Aussterben wären: das hätten wir ja mehrfach auch ohne Atomraketen fast geschafft. Nature publizierte gerade einen Bericht, dass Wissenschaftler durch Genanalyse herausfinden konnten, dass vor knapp 900.000 Jahren unsere Vorfahren auf nur 1.280 Individuen zusammengeschrumpft waren. Dem Planeten wäre fast einiges erspart geblieben.
Eine kurze Geschichte Erwachsener, die die Jüngeren doof finden…
Abschließend ein paar Zitate aus einem weiteren Thema, das sich so wenig ändern wird, wie viele andere Dinge im menschlichen Dasein…
Das war’s für heute.
Wer davaidavai mag, darf diesem Newsletter sehr gerne ein Internetherzchen geben. Ich freue mich immer über Feedback unten im bereits erwähnten, davaidavai Chat. Wer mir generell auf Substack folgen will, kann das hier tun. Auf LinkedIn findet man mich hier. Und wer davaidavai mit Freund:innen teilt, kommt definitiv in den Himmel.